Dass der sizilianische Erfolgsautor Andrea Camilleri zeit seines Lebens in seinen Romanen nicht nur seine eigene Heimat »verarbeitete«, sondern stets auch politische Themen verhandelte, ist allgemein bekannt. Die Mischung aus realistischer Schilderung alltäglicher Probleme sowie Kriminalfällen dürfte auch zu seiner Beliebtheit beigetragen haben. Der aktuelle Roman zeigt das sehr deutlich.
In seiner Heimat erschien »Die Spur des Lichts« bereit 2012: Die Welle von Flüchtlingen, die versuchen, über das Mittelmeer in eine bessere Zukunft in Europa aufzubrechen, hatte bereits angefangen; der sogenannte arabische Frühling beschäftigte die Bevölkerung in den nordafrikanischen Staaten. Sizilien stand als südlicher Teil der Europäischen Union immer in direkter Nähe der Krisenregion.
Liest man den Roman heute – er wurde 2017 von Bastei-Lübbe veröffentlicht –, wirkt er in mancherlei Hinsicht wie ein Vorbote auf darauf folgende Ereignisse.
Das bezieht auch Commissario Montalbano ein. Vordergründig geht es um einen Raubüberfall und seine Folgen. Parallel ist Montalbano auch in Sachen Frauen wieder einmal in allerlei Komplikationen verwickelt. Und im Hintergrund geht es um Flüchtlinge und die daraus abzuleitenden Probleme: Die Mafia und private Machtmenschen kochen ihre eigene Suppe, die Menschen in ihrer Not werden von verschiedenen Seiten bedroht und missbraucht.
In diesem Roman gibt es die üblichen Montalbano-Spielchen: lustige Dialoge mit den Kollegen, leckeres Essen daheim und im Restaurant, eine kleine Prise Philosophie und einige Anmerkungen zur Politik in Sizilien. Das konnte Camilleri einfach, und das zeigt dieser Band, der innerhalb der Serie recht durchschnittlich ist: keiner der Höhepunkt, aber definitiv nicht schlecht.
»Die Spur des Lichts« ist der neunzehnte Band der Serie. Man kann ihn ohne jegliche Vorkenntnisse lesen – aber natürlich ist es immer interessanter, einige der bisherigen Romane zu kennen, denn nur dann lassen sich manche Dialogsätze des Helden besser einordnen.
Wer bisher keinen »Montalbano«-Krimi kannte, wird trotzdem keine Schwierigkeiten haben: Die Geschichte ist leicht verständlich, sie »flutscht« geradezu, und sie liefert schöne Einblicke in die Lebenswelt von Sizilien.
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Weitere Informationen zu »Die Spur des Lichts« – darunter auch eine Leseprobe – gibt es auf der Internet-Seite von Bastei-Lübbe.
Hier:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/krimis/die-spur-des-lichts/id_6424062
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