04 Juli 2023

Starke Erweiterung des »Spirou«-Kosmos

Ich mag es, wenn schon klassische Serien weitergeführt werden und man gleichzeitig experimentiell an sie herantritt. Mit »Spirou & Fantasio« gibt es einen Comic, der seit Jahrzehnten zu den echten Klassikern gehört, den neue kreative Leute aber immer wieder erweitern. Ein schönes Beispiel hierfür ist »Pacific Palace« – ein erwachsener Blick auf den Comic-Klassiker, der natürlich nicht allen Fans gefallen kann.

Die Geschichte spielt in einem Luxushotel, dem »Pacific Palace«. Spirou arbeitet als Page, seinen Freund Fantasio hat er im selben Beruf unterbringen können. Als in dem Hotel ein osteuropäischer Diktator einquartiert wird, den Kritiker vor allem als »Schlächter« bezeichnen, gerät das harmlose Leben der beiden aus den Fugen. Wie sollen sie sich verhalten, wenn sie für einen solchen Menschen arbeiten sollen?

Verantwortlich für die Geschichte ist der belgische Comic-Künstler Christian Durieux, den ich bislang nicht auf dem Schirm hatte; von ihm stammen die Texte wie auch die Bilder. Beides bekommt er meisterhaft hin. Das Album ist als Band 32 der Reihe »Spirou & Fantasio Spezial«; erschienen sowohl zeichnerisch als auch textlich entfernt es sich weit von dem fröhlichen Charakter der klassischen »Spirou«-Geschichten.

Durieux erzählt eine Geschichte, die sich eindeutig an Erwachsene richtet. Fantasio hat eine Halbglatze, Spirou verliebt sich, und es geht eigentlich um politische Intrigen und vor allem um Mora. Das ist alles in allem kein Thema für Kinder – Durieux greift also die klassischen Figuren auf und setzt sie in ein neues Umfeld. Das gelingt ihm in spannender und faszinierender Weise.

Seine Zeichnungen unterstreichen das. Sie sind elegant: dünne Linien und zarte Farben. Man erkennt die klassischen Figuren wieder, aber das ist deutlich »erwachsener« als die skurrilen Knollennasenbewohnern im beschaulichen Umfeld früherer Jahrzehnte. Gewalt wird praktisch keine gezeigt, stattdessen liefert Durieux ausgesprochen schöne Bilder, bei denen die Figuren mal statisch wirken, mal in voller Bewegung gezeigt werden.

Ich finde: Das sollte man sich angucken. (Man checke die Leseprobe.) Ich fand diese Variation des klassischen »Spirou«-Stoffes tatsächlich besser als andere Modernismen der Serie. Aber klar – das ist Geschmackssache.

2 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Weitere Informationen zu »Pacific Palace« nebst einer Leseprobe gibt es auf der Internet-Seite des Carlsen-Verlags.

Hier:
https://www.carlsen.de/softcover/spirou-und-fantasio-spezial-32-pacific-palace/978-3-551-78044-7

Raffzahn hat gesagt…

Hatte Fantasio nicht schon immer einen ... äh .. sagen wir mal hohen Haaransatz und eine Insel mit 3 Haaren mitten drin? So hab ich die Bilder bis heute gelesen.