Werden die großen Western-Comics der 70er- und 80er-Jahre aufgelistet, taucht die Serie »Mac Coy« zwar immer auf, aber nicht auf den vorderen Plätzen. Angesichts der Konkurrenz durch »Leutnant Blueberry«, »Comanche« oder »Buddy Longway« ist das in gewisser Weise nachvollziehbar. In ihrer eigentümlichen Erzählweise und durch ihre eigenartige Grafik unterscheidet sich »Mac Coy« stark von den anderen Serien.
Ich las dieser Tage den zweiten Band der Gesamtausgabe, die vom Avant-Verlag veröffentlicht wird. Die darin enthaltenen Geschichten stammen aus den späten 70er-Jahren, ich kannte sie bereits. Die Lektüre in einem 200 Seiten starken Hardcover-Prachtband ist allerdings schon anders als in einem dünnen Comic-Album in den Achtzigern …
Die Geschichten greifen diverse Western-Themen auf, die allesamt mit den Indianerkriegen zu tun haben. Hauptfigur ist der ehemalige Südstaaten-Offizier Alexis Mac Coy, der mittlerweile zur Kavallerie der Vereinigten Staaten gehört und mit seinen Kameraden im Wilden Westen eingesetzt wird.
In der ersten Geschichte spielen die Konflikte mit den Apachen eine Rolle, später sind es die Schoschonen, mit denen es Mac Coy und seine Kameraden zu tun bekommen, und am Ende nehmen die Soldaten an der Schlacht am Little Big Horn teil. Das ist zeitweise sehr brutal: Gemetzel, Folter und brutale Gewalt kommen immer wieder vor. Zudem sind die Figuren teilweise sehr zynisch in ihrem Verhalten; das muss man ertragen …
Aber die Eroberung des amerikanischen Westens war nun mal eine Geschichte voller Brutalität und Massenmord. Die Geschichten wurden von Jean-Pierre Gourmelen entwickelt, seine Texte sind spannend und halten den Leser an der Stange. Mac Coy und seine Kameraden bleiben recht moralisch, die jeweiligen Gegner werden finster und böse gezeichnet.
Für die Bilder war Antonio Hernández Palacios verantwortlich. Bei ihm war die Farbgebung manchmal recht wild, womöglich wären manche seiner Bilder in reinem Schwarzweiß viel eindrucksvoller: Seine Action-Bilder sind stark, die Landschaften muten realistisch an. Figuren und Gesichter sind sehr realistisch – auf gut aussehende Figuren verzichtete der Künstler großzügig.
Der zweite Band der »Mac Coy«-Gesamtausgabe ist besser als der erste. Man merkt daran, wie gut sich der Autor und der Zeichner aufeinander eingestellt hatten. Bilder und Texte sind richtig gut – und dennoch so originell, dass sie nicht jedermanns Geschmack sein können. Ich hab mir dann schon mal den dritten Band bestellt …
1 Kommentar:
Wer sich ein wenig einlesen möchte, sollte sich die Leseprobe ansehen, die der Avant-Verlag auf seiner Internet-Seite zur Verfügung stellt.
Hier:
https://www.avant-verlag.de/comics/mac-coy-gesamtausgabe-band-2/
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