20 Juli 2022

Keine Ruhe für die Yanomami

Es gab eine Zeit, und sie ist noch nicht so lange her, als man ständig den Namen Yanomami vernahm. Die zwischen Brasilien und Venezuela lebenden Bewohner des Regenwaldes wurden immer wieder in den Medien erwähnt, sie wurden geradezu zu einem Modethema, als Idealbild der »edlen Wilden«. 

Allerlei Kulturschaffende solidarisierten sich mit ihnen und mit ihren Versuchen, ihre Lebensweise zu retten. Es gab Filme und Reportagen, das Thema war fast schon populär.

Das ist lange her. Der Begriff Yanomami taucht in den Medien kaum noch auf. Man könnte meinen, das vergleichsweise kleine Volk habe seine Existenz verteidigen können und lebe in Freiheit.

Aktuellen Artikeln kann man aber entnehmen, dass sich daran nichts geändert hat. Yanomami-Kinder werden getötet, Frauen vergewaltigt, Goldsucher dringen immer weiter in das Gebiet im Urwald vor, die komplette Zerstörung der Yanomami-Kultur scheint bevorzustehen.

Ich will gar nicht so viel jammern und klagen. Wer sich für das Thema interessiert, vor allem für die aktuellen Gewaltverbrechen, findet darüber genügend Quellen in der Presse und im Internet. Die Yanomami sind aber kein Thema für die »breite Öffentlichkeit« mehr; man muss sich eigentlich speziell für sie interessieren, um etwas über sie zu erfahren.

Das wiederum finde ich sowohl traurig als auch faszinierend. Wie schnell ein Thema »verschwinden« kann! Die Yanomami sind nicht mehr angesagt, sie sind kein modisches Thema mehr, obwohl sich an ihren Problemen nichts geändert hat – und zack!, sterben und leiden sie weiter, ohne dass es noch jemanden bei »uns« auffällt.

Ich weiß auch keine Lösung. Ich bin zudem selbst kein gutes Beispiel: Hätte man mich vor wenigen Wochen zu den Yanomami befragt, wäre mir nicht viel eingefallen, außer den Dingen, die ich vor zwanzig Jahren mitbekommen habe. Man kann sich logischerweise nicht für alles interessieren.

Aber eigentlich ist es schon hart, wenn man bedenkt, dass so ein unterdrücktes Volk komplett aus der Wahrnehmung vieler Menschen im »goldenen Westen« fällt …

2 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Wer sich für die Yanomani interessiert, findet in der Wikipedia durchaus einige brauchbare Hinweise. Hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Yanomami

My. hat gesagt…

Die Medien helfen uns auch nicht dabei, solche Themen im Fokus zu halten. Statt dass versucht wird, eine Ausgewogenheit herzustellen, stürzen sich alle Medien - TV, Radio, Zeitungen, Internet - massiv und konzentriert auf ein Thema, bis es einem auf die Nerven geht. Das hatten wir bei Corona, das haben wir beim Ukrainekrieg Putins. Klar, alles Themen, die derzeit von Bedeutung sind.
Aber bedeutet das, dass Themen wie diese Yanomani unwichtig geworden sind?
Und was ist mit Südsudan?
Mit dem Jemen?
Sogar Syrien?
Und am Ende entwickeln wir - nicht nur du - Schuldgefühle, weil wir den Eindruck haben, uns nicht mehr zu interessieren.

LG My.