12 Juli 2022

Wenn sie irrlichtern …

Eigentlich wollte ich bei der vergangenen Bundestagswahl die Linkspartei wählen. Mir war klar, dass das »soziale Gewissen« im Bundestag sonst völlig unterrepräsentiert wäre. Die Christdemokraten und die Liberalen setzen ohnehin nur auf den wohlhabenden Teil der Bevölkerung; wofür die Sozialdemokraten in der sozialen Frage stehen, weiß ich nicht so genau, und die Grünen sind letztlich auch eine Wohlstandspartei.

Ich wählte nicht links, ich wählte grün. Der Umweltgedanke war schuld. Und ich stellte mich darauf ein, die gesamte Legislaturperiode hindurch mit den Zähnen zu knirschen und mich über die Politik der aktuellen Regierung zu ärgern.

Mittlerweile bin ich – bei allen Fehlern der Regierung, bei allem, was mich nervt – sehr froh, die Linken nicht gewählt zu haben. Es wäre mir unendlich peinlich.

Wie sich die Partei oder zumindest große Teile von ihr zuletzt in der Russland- und Ukraine-Frage positioniert hat, finde ich unfassbar. Man kann natürlich jederzeit die USA kritisieren, und es ist auch richtig, sich Gedanken darüber zu machen, ob es jenseits von Waffenlieferungen auch andere Wege geben könnte, den Menschen in der Ukraine zu helfen. Der Weg aber, sich in ein 80er-Jahre-Schneckenhaus zu verkriechen, in dem die Amerikaner pauschal als böse und die Sowjetunion ebenso pauschal als gut betrachtet wird, ist nicht nachvollziehbar.

Gerade in diesen krisenhaften Zeiten, in denen vor allem für die »kleinen Leute« alles teurer und komplizierter wird, wäre es sinnvoll und gut, eine starke linke Partei zu haben, die sich für die Interessen der Unterschicht einsetzt, die mit ihnen an der Seite für soziale Sicherung und dergleichen kämpft. Das aber scheint die Partei derzeit nicht zu leisten. Sie scheint in weiten Teilen mit sich selbst zu ringen und irrlichtert durch die Landschaft.

So bin ich froh, bei der letzten Wahl für die Grünen gestimmt zu haben. Und immer, wenn ich mich über die Regierung besonders ärgere, stelle ich mir vor, wie es mit einem Bundeskanzler Laschet, einem Wirtschaftsminister Merz oder einer Landwirtschaftsministerin Klöckner wäre …

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