16 März 2021

Moderne Technik, klassischer Detektiv

Bei einer Comic-Reihe, in der alle Geschichten im »Hier und Jetzt« spielen, ist es spannend, wie sich Gegebenheiten ändern. Bei der französischen Reihe »Rick Master«, in der über fünfzig Jahre hinweg neue Krimis erschienen sind, lässt sich das wunderbar beobachten: Auch wenn die Figuren nie älter wurden, änderten sich Frisuren, Geschlechterrollen und inhaltliche Ideen.

Schön zeigt das Band 21 der Gesamtausgabe, die jeweils in Form dicker Hardcover-Bände im Splitter-Verlag erscheint. Die einzelnen Geschichten, die dieses Buch zusammenfasst, wurden zu Beginn der Nuller-Jahre geschrieben und gezeichnet, und das »Rick Master«-Team griff die damals aktuellen Themen auf. Das wirkt aus heutiger Sicht manchmal sehr antiquiert.

In »Der Vertrag des Jahrhunderts« geht es um den Versuch eines reichen Mannes, die Zeitung zu übernehmen, bei der Rick Master tätig ist. Die Übernahme verläuft mit unsauberen Mitteln, ständig wird das Internet bemüht, und am ziemlich offenen Ende gibt es einige Tote.

Die direkte Fortsetzung ist dann »Panik im Netz« – es handelt sich also um eine Doppelfolge –, in der es erneut um das Internet geht. Ein Virus verbreitet sich in den Computern (technisch wird das alles höchst unklar geschildert; man merkt, dass die Macher keinerlei Ahnung von Hackern hatten), dahinter steckt ein alter Feind, und irgendwelche Geheimdienste scheinen sogar mitzumischen.

Und in »Penthouse Story« spielt eine Fernseh-Show in der Art von »Big Brother« eine wesentliche Rolle. Die modernen Medien sind in dieser Geschichte allgegenwärtig: Der Detektiv benutzt ein Navigationsgerät beim Autofahren, Handy, Computer und DVD-Player werden ständig eingesetzt – man versuchte offenbar, auf dem Stand der Technik zu sein.

André-Paul Duchâteau erzählt seine Geschichten auch in diesem Band mit der gewohnten Klarheit. »Rick Master« sind klassische Detektivgeschichten, in denen eben ein Journalist der Polizei unter die Arme greift. Der Autor war zur Zeit, als er diese Geschichten schrieb, schon seit bald fünfzig Jahren im Comic-Geschäft, und mit den neuen Medien kam er sichtlich nicht klar.

Aber er tat, was er als Autor für richtig hielt, und arbeitete sie in seine Geschichten ein. Das klang damals sicher nicht völlig absurd, sondern eben neu und spannend – und heute liest man es mit einem leichten Schmunzeln.

Klar und sauber sind wie immer die Zeichnungen, die Tibet beisteuerte. Die Wohnungen wirken moderner, die Autos und Häuser auch; ganz nebenbei vermittelt das stets die Zeit, in der die Geschichten entstanden sind.

Ganz ehrlich: Diese Gesamtausgabe ist als Gesamtwerk schon klasse. Ausgabe 21 enthält drei gelungene Krimi-Geschichten im klassischen Stil. Nicht mehr und nicht weniger wollten die beiden Urheber erreichen.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Weitere Informationen zu Band 21 der »Rick Master«-Gesamtausgabe gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages, auch eine kleine Leseprobe.

Hier:
https://www.splitter-verlag.de/rick-master-gesamtausgabe-21.html