Ich vermute, dass es einer der letzten Tage in diesem Jahr 2017 war, an denen ich in leichter Kleidung auf dem Rad unterwegs war: ein T-Shirt und eine kurze Hose. Radfahrer, die mir entgegen kamen, trugen trotz Sonnenschein schon dicke Jacken, manche auch wärmende Mützen. In der Sonne hielt ich das für unnötig.
In flottem Tempo – damit ich ordentlich schwitzte – fuhr ich durch die Weststadt und durch Neureut, fegte durch das Naturschutzgebiet entlang des Kleinen Bodensees und stellte fest, dass es dort richtig warm war. Das sumpfige Wasser und der matschige Boden dampften geradezu, und dieser Dampf erzeugte eine gewisse Wärme.
Als ich das Naturschutzgebiet verließ und durch die Nordweststadt zurückfuhr, musste ich an einer Ampel halten. Zwei Jungs rannten auf der anderen Straßenseite auf mich zu, beide in Sportklamotten, beide zwischen zehn und zwölf Jahren alt. Sie beachteten mich nicht, waren vollkommen mit sich selbst beschäftigt.
Der eine der beiden spuckte auf den Boden, sie rannten weiter, dann hielten sie an der Ampel an. »Hey, du bist voll in meine Spucke gelaufen!«, schrie der eine. Der andere stieß ihn an, sie lachten beide und rempelten sich an, junge Leute voller Kraft im Körper und viel Blödsinn im Kopf.
Auf den letzten Kilometern wurde es doch recht frisch. Im Schatten fröstelte ich bereits, und ich fuhr einfach schneller; das erhitzte den Körper, und daheim wusste ich eine wärmende Dusche. Eine Mütze wäre vielleicht doch gut gewesen ...
Wenn es etwas gibt, dass ich beim Radfahren schätze, so sind es die vielen Eindrücke, die ich gewinne. Man sieht in einer Stunde mehrere Welten, lauter kleinen Universen, die sich nur am Rand berühren. Und man ist fern von irgendwelchem Polit-Dreck.
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