11 Mai 2015

Vier Personen machen Science Fiction

Um es vorwegzunehmen: Ich mag Action, auch und gerade im Kino. Wenn es kracht und scheppert und auf der Leinwand ein Feuerwerk der Bilder abgebrannt wird, dann finde ich das gut. Aber manchmal stellt sich bei mir eine gewisse Ermüdung ein, und ich will manche Filme einfach nicht anschauen. Deshalb guckte ich mir nicht den aktuellen »Avengers«-Ballerfilm an, sondern entschied mich für »Ex Machina«.

Dabei handelt es sich um einen klassischen Science-Fiction-Film, auch wenn er vorgeblich im »Hier und Jetzt« spielt. Ein junger Programmierer, der für einen Multimedia-Konzern arbeitet – eine Mischung aus Google und Facebook – gewinnt einen Preis; er darf eine Woche mit seinem obersten Boss zusammen in einem abgelegenen Labor an einem faszinierenden Experiment teilnehmen.

Sein Chef hat ein Kunstwesen geschaffen, dem er die Gestalt einer faszinierenden, wenngleich künstlich wirkenden Frau gegeben hat. Und er stellt sich und seinem jungen Besucher die Frage, ob das Kunstwesen schon so weit entwickelt ist, dass man es für »echtes Leben« handeln könnte. Aus dieser Frage und aus dem Zusammenspiel zwischen den zwei Männern, der Roboterfrau und einer ungewöhnlich wirkenden »Dienerin« entsteht ein packendes Vier-Personen-Stück, das in dem luxuriösen Haus und seinen Laboren im Keller spielt.

Seien wir ehrlich: Bei »Ex Machina« handelt sich um eine Schöpfungsgeschichte, die fast schon biblischen Charakter hat. Die Zahlen, die einzelne Sitzungen beziffern, machen das geradezu aufdringlich klar. Aber das stört nicht; dieser religiöse Aspekt kann von mir zudem auch nur interpretiert sein. Der Film ist faszinierend und spannend zugleich.

Mit zum faszinierenden Eindruck, den der Film auf mich gemacht hat, gehören die Gegensätze: die fast schon klaustrophobische Stimmung in den unterirdischen Labors auf der einen Seite, die grandiose Natur auf der anderen Seite. Wenn die zwei Männer einen Gebirgsbach bis an den Rand eines Gletschers hinaufsteigen, hat das etwas Symbolisches – und es ist spannend, obwohl sie nur miteinander reden.

Letztlich stellt der Film allerlei Fragen, wie sie von den klassischen Science-Fiction-Autoren schon gestellt worden sind. Ab wann ist ein Mensch ein Mensch? Kann eine Maschine echte Gefühle entwickeln? Und wenn sie Gefühle nur »nachbaut«, ist sie dann nicht auch in gewisser Weise menschlich?

»Ex Machina« ist ein Science-Fiction-Film der – zumeist – leisen Töne. Dass er dennoch packend ist und vor allem zum Nachdenken Anlass gibt, hebt ihn aus der Masse heraus. Ich fand ihn hervorragend und empfehle ihn sehr gern weiter.

3 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Informativ ist die Seite zum Science-Fiction-Film »Ex Machina« – hier könnt ihr sie euch angucken:

http://www.exmachina-film.de/

Enpunkt hat gesagt…

Wer nur den Trailer angucken möchte, den es zum SF-Film »Ex-Machina« gibt, der findet ihn unter anderem bei Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=ur3U3lC2FnY

RoM hat gesagt…

Latha math, Klaus.
Wird ja auch langsam Zeit, daß sich das Kino mit den klassischen Fragen innerhalb der SF eingehender beschäftigt.
Allein schon um zu verhindern, daß Stories von Dick weiters zu visuellen Kinkerlitzchen & Action-Sud verkocht werden.

bonté