25 Juli 2014

Skurril und britisch

Der britische Schriftsteller Alan Bennett hat sich in den vergangenen Jahren auch hierzulande einen Fan-Kreis »erschrieben«. Vor allem »Die souveräne Leserin« trug zu seinem Erfolg bei. Und als mir vor einiger Zeit sein Buch »Schweinkram« in die Hände fiel, musste ich es einfach kaufen und lesen. Mit so einem Titel kann mich ein Verlag einfach »kriegen«.

Das 144 Seiten starke Buch enthält »zwei unziemliche Geschichten«, so ist es auch untertitelt; es ist also kein Roman, und die beiden Texte haben nicht direkt miteinander zu tun. Höchstens indirekt, denn es geht um nichts anderes als Sex – aber in der »guten Gesellschaft«. Wobei ich alle braven Menschen ebenso beruhigen kann wie diejenigen, die Pornos mögen: Geschlechtsverkehr wird nicht beschrieben, und darum geht es auch gar nicht.

»Mrs. Donaldson erblüht« ist die Geschichte einer älteren Dame, die sich ihre Pension damit aufbessert, dass sie in einer Klinik schauspielert – damit die Studenten lernen, richtig zu diagnostizieren, muss sie ihnen Krankheiten vorspielen. Ebenso bessert sie ihre Pension damit auf, dass sie Zimmer an Studenten vermietet. Und als diese auf die Idee kommen, sie bei ihrem Sex zuschauen zu lassen, um durch das »Eintrittsgeld« die Mietkosten zu verringern, wird die Geschichte so richtig skurril.

Ums Fremdgehen in allen möglichen Variationen geht es in der zweiten Geschichte: »Mrs. Forbes wird behütet« klingt ganz brav, geht aber in die Vollen. Nur ein Detail: Eine junge Frau betrügt ihren schwulen Ehemann mit ihrem Schwiegervater ... Das klingt merkwürdig, wird im Roman sehr amüsant geschildert und macht dabei richtig Spaß.

»Schweinkram« ist herrlich! Es ist keine Schenkelklopfer-Lektüre, keines der Bücher, bei dessen Lektüre man sich wegwirft. Bennetts Humor ist dezent, vor allem in den Formulierungen bleibt er ganz der britische Gentleman. Das wiederum macht die Sache zusätzlich spannend.

Ich bin mir sicher, dass »Schweinkram« nicht das letzte Buch war, das ich von diesem Autor gelesen habe. Mal schauen, ob und wie ich mal an einen Roman mache ... erschienen ist alles im kleinen, aber feinen Wagenbach-Verlag.

1 Kommentar:

Christina hat gesagt…

Ich finde den Roman auch recht amüsant, bin aber vom Stil des Autors etwas verwirrt. Er wechselt Erzählperspektiven und Zeitformen auf sehr exzentrische Weise. Das ist echt gewöhnungsbedürftig!
http://www.christina-hacker.de/2015/01/mit-schweinkram-ins-neue-jahr/