Als ich Ende der 70er-Jahre meine ersten Kontakte zur organisierten Science-Fiction-Szene knüpfte, war mir recht schnell klar die »Gliederung« der Szene klar: Es gab den Science-Fiction-Club Deutschland e.V., der eher für die spießigen Alt-Fans war – womit man damals Männer zwischen 25 und 40 Jahren meinte –, es gab die Vielzahl an teilweise sehr obskuren PERRY RHODAN-Clubs, es gab den eher links orientierten Science-Fiction-Korrespondenz-Ring (SFKR) und die eher recht stehende Aktivgruppe Science Fiction (AGSF).
Ich trat in den SFKR ein, was ich damals spannend fand. Viele der aktiven Mitglieder – wir waren wohl alle zwischen 15 und 25 Jahre alt – hatten schon erste Veröffentlichungen hinter sich, und ich blickte staunend auf ihre teilweise richtig gut gemachten Fan-Zeitschriften.
Die AGSF hingegen war nicht so »rechts«, wie sie immer dargestellt wurde. Zwar gab es Mitglieder, die kein großes Geheimnis daraus machten, dass sie der NPD nahestanden oder sich noch weiter in die radikale Richtung orientierten. Kein Wunder, eines der prominenten Mitglieder jener Tage war ein gewisser Christian Worch, der sich in der AGSF aber politisch zurückhielt.
Wie zum Ausgleich hatte die Vereinigung aber ebenso Mitglieder, die sich als links verstanden. Manche von ihnen verdienten später ihr Geld als Profi-Autoren und Übersetzer; sie standen nie in der »rechten« Ecke.
Heute wirkt das alles ein wenig seltsam, als ob die späten 70er-Jahre völlig unpolitisch gewesen wären, auch und gerade, wenn man sich ein Informationsblatt anschaut, das wohl von 1979 oder 1980 stammt. »Der letzte Zug im fannischen Armageddon ist noch nicht getan – wir kämpfen weiter!« heißt es ein wenig martialisch. Wobei das natürlich ironisch gemeint war ...
Der Verein hatte seine erste Aktivistenwelle in der Mitte der 70er-Jahre; seine Mitglieder traten bei Treffen von Science-Fiction-Fans durchaus martialisch auf. Die Zweitgründung gegen Ende der 70er-Jahre, die ich mitbekam, hielt sich erstaunlich lang. Es wurden viele Fanzines publiziert, politische Aussagen innerhalb des Clubs wurden höchst zurückhaltend getroffen.
Und irgendwann in den 80er-Jahren war Schluss. Die Zeit für die AGSF war vorüber – wie sie auch für den SFKR vorüber war. Die »Seriösen« unter den Science-Fiction-Fans traten in den seriösen SFCD ein, manche wurden Profis, andere machten weiter mit ihren Fanzines, die meisten verließen die Szene.
Was bleibt, sind Flugblätter und Fanzines. Und die Erinnerung an eine Zeit, in der Science-Fiction-Fans offenbar mit einer gewissen Grundnaivität auf die Welt blickten ...
2 Kommentare:
Danke für dieses nette kleine Stück "Geschichte".
Irgendwie bin ich damals, Ende der 70ger als naiver, ahnungsloser Teen und Perry Rhodan Fan auch ins sogenannte "Fandom" reingerutscht, hab einen eigenen kleinen SF Club mit etwa 50 Mitgliedern gegründet und selbst einige "Spirit Carbon Umdruck" Fanzines mit geringer Auflage gedruckt und an die Mitglieder verteilt.
Im Laufe dieser Zeit geriet ich irgendwie wohl auch auf eine mailing Liste der AGSF und hab ettliche Pamphlete/Fanzines von der AGSF und sogar Christian Worch persönlich erhalten, aber auch von deren "Gegnern", einer Antifa Gruppe aus Bremen/Detmold. Hab mich damals, mit 14,15,16 Jahren nicht weiter damit befasst und erst Mitte der 80ger wurde mir klar dass da im Science Fiction/Fantasy Fandom wohl unterschwellig ein politischer Kampf zwischen rechten und linken tobte.
Vieles damals war weder rechts noch links. Es war einfach nur dumm. Und viele von damals sind dumm geblieben.
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