Weil es sich anbot, schaute ich mir dieser Tage nach langen Jahren mal wieder die Ausgabe 29 meines Fanzines ENPUNKT an. Die hatte ich im August 1997 fertiggestellt und ab diesem Termin unter die Leute gebracht – das Heft ist 56 eng bedruckte Seiten dick und enthält viele Beiträge, die in mir manches Erinnern auslöste.
Mein Leben in diesem Sommer 1997 spielte sich zwischen Karlsruhe und Hamburg, zwischen London und Senegal ab; ich war ständig unterwegs, hörte praktisch ununterbrochen Krachmusik und arbeitete in der Redaktion, für die ich heute noch tätig bin. Das alles spiegelte sich in einem Heft wieder, das – wie immer – nebenbei erstellt wurde und sich teilweise noch erstaunlich gut liest.
Sogar die Platten- und Buchbesprechungen finde ich heute interessant. Bands wie die Warmduscher aus Karlsruhe erfreuten mich, während ich so was wie die Killrays langweilig fand. Spannend wäre, wie ich sie heute finden würde – das werde ich wohl mal testen müssen.
Aber natürlich zeichnete sich das Heft durch allerlei Geschichten und Berichte aus; die mag ich heute teilweise noch sehr, und die sollte ich echt einmal »zweitverwerten«. Impressionen aus fernen Ländern, die Aufmärsche der Pogoanarchisten in Hamburg, Streit mit den Autonomen in Karlsruhe, ausnahmsweise positive Erfahrungen mit der Polizei, persönliche An- und Einsichten zu Politik, Punkrock und anderen Dingen – ich ballerte Texte heraus, die heute in einem Blog auch gut aufgehoben wären, die damals aber durchaus für Diskussionen sorgten.
Was bleibt, ist ein Heft, das mit – in aller Unbescheidenheit – immer noch richtig gut gefällt. Nicht jeder Beitrag kann überzeugen, aber das wäre ja auch zu viel verlangt. Und manchmal vermisse ich das Gefühl, ein eigenes Fanzine zu schreiben, zu kleben und zu verkaufen. Aber diese Zeiten sind vorüber ...
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