Ich bin kein Experte für Italo-Western, halte aber einige Filme dieses Genres für richtig klasse. Vielleicht war ich deshalb durchaus skeptisch, als ich von »Sartana« hörte und darüber las, es sei ein »Hörspiel in Concert«. Was sollte das sein?
Ausgerechnet Bela B. steckte dahinter, den ich nicht nur als Bandmitglied der Ärzte »kannte«, sondern von dem ich wusste, dass er schon immer ein Faible für Comics und Trash-Filme hatte. Er nannte den Italo-Western den »Punk unter den Kinofilmen«, was ich immerhin witzig finde.
Nun gut: Am Dienstagabend, 7. März 2017, nahmen wir unsere Plätze im großen Saal des Theaterhauses Stuttgart ein. Der Saal war vollbesetzt, ich schätze, dass sich weit über tausend Leute in die Stuhlreihen quetschten. Neben jugendlichen Ärzte-Fans und alternden Punkrockern gab es auch Leute mit »Johnny-Cash«-Jacken oder typische Theatergänger mit ergrautem Haar zu sehen – eine höchst interessante Mischung.
Auf der Bühne präsentierte sich auf der einen Seite die Band Smokestack Lighnin' aus Nürnberg, die eine Art Cowboy-Country-Sound spielten; auf der anderen Seite machte sich der Geräuschemacher Stefan Kaminski breit, in der Mitte hing eine Leinwand von der Decke, und vor dieser saßen Bela B. und die Sängerin Peta Devlin als Erzähler.
Und recht schnell wurde mir klar, warum der Untertitel von »Sartana« so bescheuert klang: »noch warm und schon Sand drauf«. Der Italo-Western war damals reichlich schräg synchronisiert worden, und diese Synchronisation wurde zur Basis des Theatrstückes.
Die Story wurde von Bela B. und Peta Devlin vorgelesen; immer wieder durch alberne Bemerkungen unterbrochen. Ergänzt wurde das Ganze durch die Geräusche von Stefan Kaminski, die unglaublich waren; ebenso lieferte er zahlreiche weitere Stimmen.
Im Hintergrund liefen dazu Comic-Bilder, immer wieder spielte die Band einige Melodien an. Und gelegentlich sangen Bela B. und Peta Devlin auf der Bühne. (Es gibt einen netten Youtube-Trailer zu alledem.)
Das klingt – ich weiß – immer noch nach einer sehr kruden Mischung. Aber ich amüsierte mich königlich, lachte viel und verließ nach gut drei Stunden mit einem breiten Grinsen das Theaterhaus. So lasse ich mir die »Hochkultur« echt gefallen.
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