Ich traf mich mit meinen zwei Verlegern an ihrem Stand auf der Frankfurter Buchmesse. Der Stand war nicht groß, und er war sehr minimalistisch eingerichtet. Die geometrisch wirkenden Titelbilder der Bücher an den Wänden machten den Eindruck einer kunstvoll eingerichteter Dekoration, die beiden Herren trugen legere Anzüge und sehr ordentliche Bärte.
Unser Gespräch war locker, wir lachten viel. Die beiden, jeder von ihnen deutlich jünger als ich, informierten mich über die »unterdurchschnittlichen« Verkaufszahlen meines Buches. Dass die Druckausgabe schlecht lief, überraschte weniger – das gedruckte Buch betrachteten sie eh als Liebhaberausgabe –, ärgerlich war eher die E-Book-Ausgabe.
»Vielleicht liegt es daran, dass Popliteratur im Digitalgeschäft einfach nicht läuft?«, mutmaßte ich und wies auf das Cover. »Toll aussehen kann das Buch ja auch im E-Book-Shop.«
»Es liegt am Inhalt«, entgegnete einer meiner Verleger. Er griff nach meinem Buch, das neben ihm auf dem Tisch lag. »Schau dir mal den letzten Satz an. ›Ich ließ mein Glas auf dem Tisch stehen und ging; es war noch halb voll.‹ Das will doch keiner lesen.« Er lachte schallend.
»Stimmt«, sagte ich, »das ist kein schwäbisches Verhalten.« Ich schaute die beiden an. »Wer hat das denn eigentlich redigiert?«
Der andere Verleger barg den Kopf in den Händen. »Frag nicht!«, jammerte er kunstvoll. »Bitte frag einfach nicht danach.«
Das Gespräch ging sehr lustig weiter. Mich freute, dass die beiden Verleger trotz allem eine weitere Novelle von mir haben wollten. »Auch wenn sie keiner kauft, wir mögen das ja«, sagte der Mann mit dem braunen Anzug und dem dunkelblonden Vollbart.
Als ich aufwachte, brauchte ich gut eine Minute, um zu kapieren, dass ich alles nur geträumt hatte. So lange überlegte ich krampfhaft, bei welchem Verlag ich eigentlich wann eine Novelle im Genre der Popliteratur veröffentlicht haben könnte ...
1 Kommentar:
Bis zum letzten Absatz wollte ich dich genau das fragen und hab mich gewundert, warum du das bisher nie erwähnt hast.
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