»Schauen Sie mal«, sagte die Frau, die aus der Toilette kam. Sie ließ die Tür offen stehen und hielt sich am Rahmen fest, als der Zug unverhofft ruckelte. »Das ist doch ein Tütchen mit Kokain, oder?«
Ich stutzte und blickte in die Zugtoilette. Wir rumpelten gerade durch das mittelhessische Bergland, irgendwo zwischen Fulda und Kassel. Koks passte da gar nicht ins Bild, vor allem sah ich keins.
»Und?«, gab ich zurück und grinste die Frau an. »Haben Sie schon probiert?«
»Nein-nein.« Entrüstet winkte sie ab. Dann zeigte sie ein herzliches Lachen. »Aber schauen Sie doch mal, das sieht wirklich so aus.« In verschwörerischem Ton fügte sie hinzu. »Ich habe mir schon überlegt, den Schaffner zu alarmieren.«
Ich versprach ihr, das alles genauer anzugucken. Während ich im Klo pinkelte, inspizierte ich das Tütchen, das neben dem Waschbecken in der Toilette lag. Wie Kokain sah das ganze nicht aus, eher wie ein zusammenkniffenes Stück Papier, das ein wenig verfärbt war. Allerdings hatte ich von Kokain nicht die geringste Ahnung.
Als ich fertig war und wieder zurück zu meinem Platz ging, kam ich an einem offenstehenden Abteil voran. Ich erkannte den dunklen Wuschelhaarkopf der jungen Frau sofort.
Sie strahlte mich an. »Und?«, fragte sie erwartungsvoll.
»Keine Ahnung.« Ich hob die Schultern. »Ich kenne mich da nicht aus; also hab' ich's liegen lassen. Sie können ja den Schaffner rufen.«
Sie sagte etwas Allgemeines, ich verabschiedete mich und ging weiter. Auf welche Ideen die Leute kamen!, ich war immer wieder verblüfft. Aber auf mich wartete jetzt wieder ein Manuskript, in dem Raumschiffe und Außerirdische eine Rolle spielten – so hatte jeder seine seltsame Begegnung bei dieser Zugfahrt.
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