Man merkt, dass man älter wird, wenn relevante Personen im Umfeld immer jünger erscheinen. Zuerst war ich älter als der durchschnittliche Fußballer, dann älter als der durchschnittliche Musiker auf irgendwelchen Bühnen. Mittlerweile bin ich älter als Ministerpräsidenten.
Älter als »mein« Ministerpräsident, um es genau zu sagen. Der neue ist ein 43 Jahre alter Familienvater, der von Spöttern als »Mappi-Schnappi, das kleine Krokodil« bezeichnet wird. Sein Name: Stefan Mappus.
Der neue Ministerpräsident kommt aus Pforzheim und damit dem nördlichen Schwarzwald – grob gesagt also aus einer Gegend, die ich auch sehr gut kenne, weil ich im Nordschwarzwald aufgewachsen bin. Dort sind viele Leute konservativ, ohne richtig rechts zu sein. Anders gesagt: Sie würden sich davon gern abgrenzen.
Mappus weiß aber gut, was beim ekligen Teil der CDU gut ankommt. Er schaffte es laut Zeitungsberichten immerhin mal, sich öffentlich über die sogenannte Orgasmuslüge der damaligen SPD-Chefin Ute Vogt lustig zu machen. Die Frau, nicht gerade mit übergroßen Geistesgaben gesegnet, kommt aus derselben Region.
Der Mann fing in der Jungen Union an, gleich mit 18, machte steile Karriere in der Partei – und genau diese Art Leute habe ich in den letzten dreißig Jahren meines Lebens bis zum Erbrechen mitbekommen und teilweise auch kennengelernt. Man darf hier also nichts erwarten.
Doch vielleicht das ... es wird in mancherlei Hinsicht zurück in die Vergangenheit marschiert: Mappus jammert gern öffentlich über den Werteverlust unserer Zeit; er hasst Schwule und Lesben und möchte die CDU gerne wieder konservativer einordnen.
»Bild« bringt übrigens online den einzigen Punkt nach vorne, der für den neuen Chef im Ländle spricht: »Er spricht besser Englisch als sein Vorgänger.« Na, dann ist ja alles gut.
2 Kommentare:
Ich habe mir dasselbe gedacht: Ich werde alt und habe nichts erreicht, es kotzt mich an. Sollten wir alles den anderen zuschieben, wir haben die Gelegenheit verpasst und sind alt, ohne Ämter.
Harhar. Es kotzt mich allerdings nicht an. Ministerpräsident will ich nicht sein, die Kohle hätte ich zwar gern - aber da muss man ja immer Anzug und Krawatte tragen und seriös tun. Nein-nein.
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