Die finnische Punkrock-Band Klamydia veröffentlichte seit den frühen 90er-Jahren eine Vielzahl an Tonträgern. Ich besitze kleine und große Schallplatten der Band, hörte sie aber über viele Jahre nicht mehr an. Das änderte ich dieser Tage, als ich endlich mal wieder die »Siittiöt Sotapolulla« auflegte.
Die Platte kam 1995 heraus, ich besitze die deutsche Pressung von Teenage Rebel Records. Die kleine Plattenfirma von Rüdiger Thomas veröffentlichte auch die Lokalmatadore, und man schickte die beiden Bands gemeinsam auf Tour.
Bei einem dieser Konzerte – es war in Darmstadt in der Öttinger Villa – sah ich in den 90er-Jahren einmal Klamydia, als die Finnen zusammen mit den Lokalmatadoren aufspielten. Ich erinnere mich an schweißtreibende Temperaturen, weil die Heizung lief, und eine großartige Stimmung.
Zurück zur Platte: Die vermittelt ebendiese Stimmung sehr gut. Der Punkrock, den die Band spielt, ist melodisch und rotzig zugleich. Der Sänger klingt schnoddrig, die Stücke wirken auf einen deutschen Zuhörer aufgrund der Sprache witzig, die Band spielt einen flotten Stil, der weder in Hochgeschwindigkeit abrutscht noch versucht, Metal-Elemente einzubauen. Sogar an den Stellen, an denen der Gitarrist zeigt, dass er gut spielen kann, werden die Soli nicht zu Metal-Einlagen, sondern ordnen sich dem rotzigen Gehalt des Punkrock-Lieds unter.
Was die Band macht, ist klassischer Pogo-Sound, der mir ja immer noch sehr gut gefällt. Die Stücke sind meist angenehm kurz, werden auf den Punkt gebracht und verzichten auf allerlei Firlefanz.
Es blieb mir kein »Hit« im Ohr, was sicher auch an der Sprache liegen dürfte – die Band ist aber wirklich gut, und ich stellte fest, dass ich mir dringend die anderen Tonträger mal wieder anhören sollte.
3 Kommentare:
Von Klamydia findet man recht viel bei YouTube und auf anderen Seiten. Hier ist das Titelstück der LP »Siittiöt Sotapolulla« zu hören:
https://www.youtube.com/watch?v=ozBVe-3w7BI
Klamydia ist ja noch aktiv.
Aber bis du sicher das das Konzert in Darmstadt mit Heizung war?
Ich kann mich dort an Lokalmatadore Konzi erinnern und das war das perverste Konzert was ich erlebt habe. Halbnackte Skinheads die sich kltischnass aneinander reihen und auf der Bühne ihre Ärsche präsentieren und ich mittendrin - das war großartig.
Aber ich meine das war im Hochsommer. 95? 96? Klamydia kannte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, dafür sind wir dann ein paar Jahre später extra nach Dresden gefahren (an einem Mittwoch und wieder abends zurück - eine heute kaum vorstellbare Angelegenheit, da lieg ich um neun im Bett :-) )
Sagen wir so: ich irre mich ja oft, auch und gerade, was Konzerte von früher angeht. Da verwischt die Erinnerung oft. Und wenn ich nicht auf Notizen zurückgreifen kann, wird es oft knifflig. Ich habe glücklicherweise viele Notizen, weil ich damals ja immer fleißig Konzertberichte geschrieben habe. Dummerweise ist davon nichts digitalisiert oder sauber aufbewahrt worden – warum auch, tsts –, was dazu führt, dass ich immer tief in den Papierbergen tauchen müsste.
Ich glaube, das Konzert war 1993, spätetestens 1994. Weil der Freund, bei dem wir damals übernachteten, damals noch in Weiterstadt wohnte und erst später wieder nach Darmstadt hineinzog. Das war eine Zeit, in er ich ständig in einer Punkrock-WG in Heidelberg herumhing und noch nicht einmal in Karlsruhe wohnte. Nach Karlsruhe zog ich erst Ende 1994; so würde ich das eingrenzen.
Aber ich irre mich ja oft ...
Hin wie her: Ich erinnere mich an Konzerte in den 80er-Jahren. Negazione unter der Woche. Ich kam nachts um vier Uhr heim, stand um sechs Uhr auf und ging zur Arbeit. Völlig beknackt. Heute ginge das alles rein körperlich nicht mehr ...
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