23 Juli 2024

Am Strand von Brighton

Ich breitete meine Jacke auf dem feuchten Kies aus und ließ mich vorsichtig darauf nieder. Es war erstaunlich bequem. Ich legte mich auf den Rücken, nahm meine Tasche als Kopfkissen und genoss die Tatsache, dass ich am Strand von Brighton lag. Das Meer brandete zu meinen Füßen gegen die Steine, über mir jagte der Wind graue Wolken, die aussahen, als würde es bald wieder regnen. Kreischende Möwen flogen hin und her, als seien sie ziellos und wüssten nicht, wie sie den Tag zu Ende bringen sollten.

In den vergangenen Stunden hatte ich mir Brighton erlaufen. Die Stadt war mir aus Filmen bekannt, und »Quadrophenia« war mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Doch wie immer hatte die Realität dieses September 2000 nur wenig mit den Straßenschlachten der 60er-Jahre zu tun. Brighton war einerseits modern und schick, auf der anderen Seite wirkte es heruntergekommen und brüchig.

Rechts von mir schob sich der alte West Pier ins Meer. Die Gebäude auf ihm waren grau und zerfallen, durch die Wände und die offenen Fenster konnte man blicken. Alles sah aus, als ob es bald endgültig in sich zusammenbrechen würde. Sperrgitter sorgten dafür, dass niemand auf den Pier konnte; Möwen saßen auf den Trümmern, als ob sie sich über die vergangene Pracht amüsierten.

Sah ich nach links, erkannte ich den pompösen Brighton Pier. Musik dröhnte zu mir herüber, es wimmelte von Menschen. Lichter blinkten, ich hörte Gelächter und Rufe, die fröhlich klangen.

Die zwei Gesichter von Brighton, dachte ich und richtete mich auf. Es gab Straßen und Lanes, die unglaublich schick waren, neue Gebäude, in denen teuer gekleidete Menschen verkehrten. Eine Straße weiter sah es aus, als ob gleich ein Haus in sich zusammenbrechen würde.

Ich musterte die Hotels hinter mir. Die prächtige Fassade des Grand Hotel strahlte in edlem Weiß, daneben schimmerte das Hilton in einem prachtvollen Rot. Beide Hotels hatten zahlreiche Fenster mit Balkonen, die zur Beach Front zeigten, abgesichert durch Metallgitter. Sie wirkten trutzig und mondän gleichermaßen.

Aber ich war eine Stunde zuvor durch die Straße spaziert, die direkt hinter dem Hotel verlief. Da war es weniger schick. Müllsäcke türmten sich, es stank. Von dieser Seite aus wirkten die mondänen Hotels auf einmal nicht mehr so teuer.

Seufzend legte ich mich wieder auf den Rücken und ließ den Anblick des Meers auf mich wirken. Brighton hatte zwei Seiten, das war klar. Aber ich war im Urlaub, und ich wollte mich auf das Meer und den Strand konzentrieren. Das schien mir sinnvoller zu sein.

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