Bereits 1911 erschien das Kinderbuch »Der geheime Garten« der Schriftstellerin Frances H. Burnett, das seitdem immer wieder neu aufgelegt wurde und auch in einer deutschen Übersetzung vorliegt. Ich kenne den Roman nicht, habe aber die aktuelle Verfilmung von 2020 gesehen, die mir gut gefallen hat. Umso interessanter finde ich die Comic-Version, die unlängst im Splitter-Verlag erschienen ist.
Maud Begon setzte das klassische Werk in einen Comic um, als dessen Zielgruppe ganz eindeutig Kinder gelten, der aber auch von Erwachsenen gut gelesen werden kann. Die Geschichte von dem Mädchen, das die Cholera-Epidemie in Indien überlebt – im Gegensatz zu seinen Eltern – und nach England zurückgebracht wird, um bei seinem seltsamen Onkel zu leben, rafft die Künstlerin so, dass man dem Geschehen schnell folgen kann. Das Mädchen findet Freunde in Tieren und in Menschen, und es findet vor allem einen geheimen Garten, den es mit neuem Leben erfüllt.
Das Kinderbuch wurde vor dem Ersten Weltkrieg verfasst, die englische Gesellschaft war damals noch stärker in Schichten gegliedert, als sie das heute wohl ist. Dass die Kinder der »Herrschaft« und die der »Dienstboten« miteinander befreundet sind und Abenteuer »auf Augenhöhe« erleben, war sicher nicht üblich. Die gesellschaftlichen Klüfte werden allerdings nicht thematisiert, sie spielen nur im Hintergrund ständig eine Rolle.
Bei »Der geheime Garten« geht es um die Sehnsucht nach Leben, aber auch um die Trauer um Menschen, die bereits gestorben sind. Der angeblich so tote Garten, der zu neuem Leben erblüht und voller wunderschöner Rosen ist, kann als ein Sinnbild betrachtet werden. Damit bildet die Künstlerin das Original sehr gut ab.
Grafisch schafft sie eine Verbindung aus der Vergangenheit in die heutige Zeit: Manche Bilder erinnern mit ihren blassen Farben und ihren skizzierten Linien an frühe Illustrationen; gleichzeitig aber ist die Geschichte sehr flott illustriert. Die Bilder sind somit kindgerecht, in einer Mixtur aus altmodisch und modern, die zur Geschichte passt.
Ich empfehle dringend, die Leseprobe anzuschauen. Und empfehle diesen ungewöhnlichen Comic, den es in einer schicken Hardcover-Ausgabe bei Toonfish gibt ...
1 Kommentar:
Auf der Wikipedia-Seite befindet sich ein brauchbarer Beitrag über den klassischen Kinderroman »Der geheime Garten«; das finde ich gut. Hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_geheime_Garten
Und hier geht’s zur Internet-Seite des Splitter-Verlags, wo man auch eine Leseprobe von »Der geheime Garten« zu lesen bekommt:
https://www.splitter-verlag.de/geheime-garten.html
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