Ich starrte auf den Teller vor meiner Nase. Ich sah irgendwelche Nudeln, die aussahen, als stammten sie aus der Großpackung, und um sie herum klebte ein Pesto, das man offensichtlich aus einem Glas gefischt und mit viel Fett gebraten hatte. Pasta und Pesto, das einzige vegetarische Gericht, das in diesem Lokal auf der Karte stand.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Bedürfnis, mein Mittagessen zu fotografieren. Ich tat es nicht, weil ich schließlich die Aussagen unseres Verkehrsministers sehr ernst nehme, der darauf hinwies, wieviel Energie es kostet, Fotos vom Mittagessen in die Sozialen Netzwerke zu stellen. Vor allem wäre das Foto sicher eher abschreckend gewesen, und das ist dann ja negativ.
Ich verstehe nicht, warum ein Lokal, das gut frequentiert ist, im Jahr 2022 nicht in der Lage ist, etwas Vegetarisches auf den Tisch zu bringen, das wenigstens halbwegs ansprechend schmeckt und aussieht. Eine Portion Pommes frites mit Mayo wäre mir in diesem Moment lieber gewesen, wäre sicher genauso gesund ausgefallen und hätte auf jeden Fall besser geschmeckt.
Aber ich aß alles. Erstens hatte ich Appetit– »d’r Honger treibt’s nai«, hätte meine Mutter gesagt –, und zweitens wollte ich keinen Aufstand machen. Aber ich bereute echt, dass ich mit hinterher nicht gleich einen doppelten Obstler zu Gemüte führte. Das hätte das Essen im Nachhinein deutlich aufgewertet ...
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