Es war bei einer Buchmesse in Frankfurt, irgendwann zu Beginn der Nullerjahre. Ich stand – brav mit Anzug und Krawatte – am Stand des Moewig-Verlages und machte meine Arbeit: Termine über Termine, zwischendurch mit Leuten reden. Auf einmal standen zwei Männer vor mir, beide schon grauhaarig, der eine übers ganze Gesicht grinsend, der andere eher zurückhaltend und mit einem grauen Bart.
Den Grinsenden begrüßte ich erfreut. Es war Dieter Sachse, ein schon älterer Science-Fiction-Fan aus Mainz, den ich seit den 80er-Jahren kannte. Mit ihm hatte ich mich im Verlauf der Jahre oft unterhalten. Dieter war unter anderem bekannt als »Porno-Sachse«, weil er bei Cons auch allerlei Porno-Zeitschriften und Videokassetten verkaufte und einml einen Vortrag über pornografische Science Fiction hielt, den ich höchst amüsant fand.
»Das ist übrigens Gert Zech«, sagte er und wies auf den Herrn neben sich.
Wir gaben uns die Hand, und mir entfuhr als erstes der Satz »Zech muss wech«. Der Mann guckte ein wenig griesgrämig, Dieter Sachse lachte laut, und ich brauchte einige Zeit, bis ich die Lage wieder geglättet hatte. Ich meine, das war ja eigentlich schon peinlich: Ich war ein immer noch recht junger Redakteur, Zech ein erfahrener Wissenschaftler – und dann so ein Spruch …
Gert Zech war in den späten 60er-Jahren der Vorsitzende des Science-Fiction-Clubs Deutschland, damals ein aktiver Fan also. Vor allem die Linken innerhalb des Clubs bekämpften ihn massiv, daher kam auch der Slogan »Zech muss wech«.
Wie es sich herausstellte, war er längst als Wissenschaftler tätig und publizierte auch als solcher. Mit der Fan-Szene hatte er praktisch nichts mehr zu tun, Science Fiction mochte er noch. (2019 ließ er sich sogar beim sogenannten OldieCon blicken.)
Das spontane Treffen in Frankfurt blieb meine einzige Begegnung mit Gert Zech. Mittlerweile habe ich erfahren, dass er Anfang 2022 verstorben ist, im Alter von 80 Jahren. Wie ich der Wikipedia entnehmen kann, ist immerhin ein Asteroid nach ihm benannt worden. Das ist dann doch eine schöne Ehrung für einen Mann, und im Nachhinein finde ich es sehr schade, dass meine Begegnung mit ihm so kurz gewesen war.
1 Kommentar:
Über den Asteroiden Zech gibt es in der Wikipedia immerhin einen hübschen kleinen Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/(2623)_Zech
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