17 Juni 2022

Männer im Wald

Sie kamen mir auf der Höhe von Frauenalb entgegen: gut ein Dutzend Männer, vielleicht auch mehr, ich zählte sie nicht. Wie alt sie waren, konnte ich unter den trutzigen Helmen und angesichts ihrer frisch und neu blitzenden Radlerklamotten nicht feststellen; ich hätte sie auf »im Durchschnitt« geschätzt.

Sie kamen den Weg von Bad Herrenalb herunter, meist drei Mann nebeneinander, und unterhielten sich lautstark. Die Räder waren neu, die Reifen dick. Die Männer an der Spitze der Gruppe saßen breitbeinig auf ihren Rädern, als ritten sie Pferde und seien im Wilden Westen unterwegs.

Ich war auf dem Weg nach Bad Herrenalb, auf dem Radweg, der rechts entlang der Alb den Berg hinauf führt. Die Strecke war richtig schön: meist eine angenehme Steigung, nur ab und zu mal ein Anstieg, bei dem ich mich mehr anstrengen musste. Ich genoss es, durch den Wald zu fahren. Rechts von mir erhoben sich die Hänge des Schwarzwalds, links von mir war das Naturschutzgebiet, das man entlang der Alb in diesem Bereich des Tals eingerichtet hatte.

Die Männer bekamen offenbar nicht mit, dass ich ihnen entgegen kam. Sie waren mit sich selbst beschäftigt, unterhielten sich laut. Keiner von ihnen war verschwitzt, während ich mich schon ziemlich klebrig fühlte.

»Hey, hallo!«, rief ich und klingelte. »Aufpassen!«

»Vorsicht, Radfahrer!«, schrie einer der Männer an der Spitze der Gruppe. Weiteres Geschrei ertönte, die Gruppe sortierte sich um, so dass ich knapp an ihr vorbeistrampeln konnte, einen halben Meter neben dem Gestrüpp an der Seite.

»Mach doch nicht so ein Geschrei!«, schnauzte mich einer der Radler an, als ich ihn passierte. »Der Weg ist für alle da.«

Ich schüttelte nur den Kopf und trat stärker in die Pedale.

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