21 Juni 2022

Die Schlacht bei Malsch

Bis vor wenigen Jahren wusste ich nicht einmal davon; seit einiger Zeit stoße ich beim Radfahren ständig auf Zeugnisse: Vor über 200 Jahren tobte in den Dörfern und Tälern der Region, in der ich lebe, eine große Schlacht zwischen den Österreichern und Franzosen. Man nennt sie entweder die Schlacht bei Malsch oder die Bataille d'Ettlingen.

Am 9. Juli 1796 kämpften rund 80.000 Mann aus allerlei Nationen um Dörfer wie Loffenau und Malsch, um Bietigheim und Mühlburg. Die Ettlinger Linie wurde errichtet, es kam zu erbitterten Gefechten.

Geblieben ist davon so gut wie nichts. Im Geschichtsunterricht hatte ich davon nie gehört; dabei liegt Freudenstadt nur wenige Kilometer von den Ausläufern der Schlacht entfernt. Zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und dem Zweiten Weltkrieg schien die Geschichte – so in meiner schulischen Erinnerung – einen großen Bogen um die Region gemacht zu haben; okay, es gab die Badische Revolution, aber die wurde im Unterricht auch kaum durchgenommen.

Aber eine Schlacht mit so vielen Leuten? Ich bin sicher, bei einer Umfrage unter den Menschen der Region wüssten die meisten nichts davon. Sie ist offensichtlich durch jüngere Ereignisse vor allem im 20. Jahrhundert aus dem kollektiven Gedächtnis der Leute verdrängt worden.

Immerhin gibt es immer wieder Gedenksteine im Wald, teilweise schon recht verwittert und durch informierende Tafeln ergänzt. Das finde ich gut, das hilft zumindest Interessierten wie mir weiter ...

2 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Wer sich ein wenig in das Thema einlesen möchte, findet bei der Wikipedia einen guten und auch lesenswerten Einführungsartikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Malsch

Falk Döring hat gesagt…

Hallo Klaus,
Da ich aus einem der Ettlinger Bergdörfer komme, wurde bei uns zumindest in der Grundschule die Ettlinger Linie erwähnt und wir sind da auch rumgewandert und mit den BMX Rädern den Wall und Graben rauf und runter. Aber im späteren Geschichtsunterricht war das dann kein Thema mehr, zumindest soweit ich das mitbekommen habe bzw. mich heute noch an meine sporadischen Schulbesuche erinnern kann. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war das sehr wohl Thema in der Schule, somit fiel es leicht, das Feindbild Frankreich aufrechtzuerhalten. Frankreich hat von 1600 bis 1900 ungefähr 20 Mal Deutschland bzw. die angrenzenden Kleinstaaten überfallen und geplündert was dann natürlich zur einer Erbfeindschaft geführt hat. Aus heutiger Sicht wären das alles Kriegsverbrechen gewesen. Wenn das jetzt aber heute im Detail wieder unterrichtet würde, besteht evtl. noch die Gefahr, dass die ganze Scheisse wieder hochkocht, vor allem bei den etwas intellektuell minderbemittelten auf der anderen Seite der Barrikaden. Da kann man sich bei den Kultusministern gleichzeitig bedanken und beschweren.
Gruss,
Falk