14 Juni 2021

Alt und gelassen, nicht abgeklärt

Ich mag TV Smith seit vielen Jahren, nein, Jahrzehnten. Ich habe den Briten schon oft auf der Bühne gesehen, habe ihn stets als sympathischen Menschen empfunden, der immer korrekt wirkt, und ich mag seine Musik. Das zeigt sich auch bei der Platte »Land of the Overdose«, die 2018 erschienen ist – ich höre die Vinylscheibe immer wieder gern an.

Dabei macht der Mann nichts, was man als besonders betrachten könnte: Er steht diesmal nicht auf einer Bühne, mit der Gitarre in der Hand, und begleitet sich selbst beim Singen, sondern er hat das Ganze offenbar in einem guten Studio aufgenommen. Einige zusätzliche Musiker sorgen dafür, dass die Stücke großzügiger instrumentiert sind – das gibt einen »breiteren« Sound und wirkt professioneller.

TV Smith weiß, wie man Melodien schreibt. Sie gehen ins Ohr, sie sind angenehm. Dazu kommt seine kratzige Stimme, der man halt anmerkt, dass er nicht jünger wird. Aber sie ist immer noch stark, und für mich ist sie bei manchen Stücken immer noch mehr »punk« als das von irgendwelchen Hardcore-Brüllochsen.

Textlich bleibt der Mann auch auf bekanntem Terrain. Er kritisiert den aktuellen »Way of Life« der westlichen Gesellschaft, gerne spöttisch und mit einem leichten Augenzwinkern. Er erzählt davon, wie leicht sich Menschen manipulieren lassen. Seine Texte sind klar und verständlich, mithilfe des Textblattes lassen sie sich leicht nachlesen. Das ist kein Parolen-Punkrock, aber inhaltlich äußert sich der Musiker in seiner klaren Ablehnung gesellschaftlicher Verhältnisse.

Es ist eine sehr gute Platte – sehr angenehm zu hören, wenn man möchte, sie lädt aber auch dazu ein, sich mit ihr zu beschäftigen.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Seine aktuelle Platte hat TV Smith nicht bei Bandcamp eingestellt; es gibt auf dieser Plattform aber einiges an Musik von ihm zum Hören und Herunterladen:
https://tvsmith.bandcamp.com

Bei YouTube steht die gesamte Platte »Land Of The Overdose« zum Anhören bereit: nicht auf einmal, sondern zerteilt in eigene Stücke. (Schon klar, damit der Musiker ein bisschen was von der Monetarisierung abbekommt.)
Hier das eine Stück, auf das ich im Text weiter oben verweise.
https://www.youtube.com/watch?v=S7a0DhU0-kM