16 Juni 2021

Die große Zamonien-Enttäuschung

Ich schätze Walter Moers als Zeichner und Autor seit den 80er-Jahren. Vor allem einige seiner Romane, die auf dem phantastischen Kontinent Zamonien spielen, haben es mir absolut angetan, »Die Stadt der träumenden Bücher« wurde zu Recht ein Bestsellertitel.

Mit seinem Werk »Weihnachten auf der Lindwurmfeste« enttäuschte mich der Autor allerdings auf ganzer Linie. Dabei mangelt es dem Buch nicht an Ideen.

Streng genommen ist das, was Moers hier präsentiert, ohnehin kein Roman. Der komplette Titel deutet ja an, worum es geht: »Weihnachten auf der Lindwurmfeste: oder: Warum ich Hamoulimepp hasse«. Schon der Titel verrät ein wenig von dem schenkelklopfenden Humor, dem man als Leser auf den kommenden Seiten ausgesetzt ist. Ganz ehrlich: Das muss man mögen.

Das Ganze ist recht künstlerisch aufgebaut: Es handelt sich um einen Brief, den Hachmed Ben Kibitzer – ein alter Bekannter – an Hildegunst von Mythenmetz geschrieben hat. Darin wird erzählt, wie die Lindwürmer auf der Lindwurmfeste ihr alljährliches Fest feiern.

Das nennt sich »Hamoulimepp«, dauert drei Tage an und ist mit allerlei Traditionen verbunden. Unter anderem tauchen »Hamouli« und »Mepp« auf, die – wie man sich denken kann – dem Weihnachtsmann und seinem Knecht Ruprecht vergleichbar sind.

Manche der Ideen, die der Autor in seinem Buch verbrät, sind durchaus lustig. Letztlich nimmt er die verschiedenen Sitten und Gebräuche, die in Mitteleuropa bei Weihnachten, Nikolaustag und auch Fasching üblich sind, verknüpft sie miteinander und macht daraus ein Sittenbild, das manchmal witzig ist. Ergänzt wird der Text durch Zeichnungen von Lydia Rode, die den pseudowissenschaftlichen Charakter des Buches unterstreichen.

Nur zündet bei mir kein einziger der Gags so richtig. Es ist eine durchaus nette Aneinanderreihung von mehr oder weniger gelungenen Details; immer wieder gibt es Aneinanderreihungen von Substantiven oder Adjektiven, womit Moers – wie schon bei seinen ersten Zamonien-Büchern – offenbar vor allem zeigen möchte, wie schön er sich auf Synonyme versteht. Aber letztlich ist das, was er unterm Strich erreicht, kein Roman und kein Sachbuch, sondern etwas, das seltsam zwischen allen Stühlen sitzt und steht.

Sagen wir es so: Das Buch ist nicht komplett missraten, aber es gibt keinen Grund, es zu lesen. Außer bei beinharten Zamonien-Fans dürfte es nicht gerade auf große Begeisterung stoßen.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Weitere Informationen zu »Weihnachten auf der Lindwurmfeste« und ein bisschen Drumherum gibt es auf der Internet-Seite des Verlages.
Hier:
https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Weihnachten-auf-der-Lindwurmfeste/Walter-Moers/Penguin/e546137.rhd