08 Juni 2021

In den 80er-Jahren kamen die Serienmörder

Wieder habe ich einen der wunderschönen Bände der »Rick Master«-Gesamtausgabe gelesen. Die Ausgabe 14 enthält drei albenlange sowie zwei kurze Geschichten – eine davon ist deshalb besonders witzig, weil sie von verschiedenen Zeichnern gestaltet worden ist und einen bizarren Stil-Mix enthält. Immer wieder wird Rick Master, der Detektiv und Reporter, in unheimliche Fälle verwickelt.

Auffällig ist: Die drei langen Geschichten, allesamt erstmals in den 80er-Jahren veröffentlicht, sind nicht nur deutlich »härter« als die Geschichten der frühen Zeit, sie greifen zudem zeitaktuelle Themen auf. Das muss man inhaltlich nicht unbedingt gutheißen, zeigt aber, wie sehr sich die Serie auf die Ereignisse einstellte, die auch die Leser beschäftigten.

In »Die Todesliste« geht es nicht nur um einen mysteriösen Serienmörder, sondern auch um die politische Vergangenheit von einzelnen Menschen. In diesem Fall handelt es sich um Linksextremisten und »Anarchisten«, es gibt sogar Darstellungen von Barrikadenkämpfen.

»Die Boten des Todes« spielt nicht in Frankreich, sondern an der belgischen Küste. Doch die schöne Landschaft wird mit einem unheimlichen Serienmörder »verschränkt«, und Rick Master muss mithilfe eines belgischen Polizisten ermitteln.

Geradezu unheimlich ist der Fall »Rick Master gegen Sherlock Holmes«, der auch alle heutigen Sherlock-Holmes-Fans begeistern sollte. Der Serienmörder kokettiert mit Holmes- und Moriarty-Motiven, Rick Master ist zwischendurch reichlich verzweifelt, und die Lösung des Falls ist sehr untypisch für die Serie (ohne sie hier zu verraten).

War die Reihe in ihren Anfängen eher schlicht, erwies sie sich in den 80er-Jahren als zeitaktuell. Die Geschichten, die Tibet erzählte und die dieser Sammelband präsentiert, sind verwirrend und spannend zugleich; sie lassen sich heute noch ohne jegliches Problem lesen, wirken erstaunlich frisch.

Bei seinen Zeichnungen erwies sich André-Paul Duchateau in dieser Zeit als ein Meister seiner Zunft. Hintergründe stimmen, Gesichter zeigt er immer wieder in Großaufnahme, jeder Strich scheint perfekt zu sitzen. Das ist die große Kunst des leicht wirkenden französischen Unterhaltungs-Comics.

Ein sehr schöner Comic-Band, der meiner Ansicht nach auch gut geeignet ist, in die Gesamtausgabe von »Rick Master« einzusteigen ...

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Weitere Informationen zu Band 14 der »Rick Master«-Gesamtausgabe sowie eine Leseprobe gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages.

Hier:
https://www.splitter-verlag.de/rick-master-gesamtausgabe-bd-14.html