Als ich 1983 anfing, für die »Südwest Presse« zu schreiben, müssen für die meisten Zeitungshäuser noch goldene Zeiten geherrscht haben. Die Kunden kauften die Zeitungen im Laden, es gab zahlreiche Abonnements, und es war nötig, in den Zeitungen Werbung zu platzieren, wenn man gesehen werden wollte. Paradiesisch.
Aber schon damals ging es los: Die Verleger klagten lauthals über die sinkenden Auflagen, und die »jungen Leute« hörten mit der Lektüre auf. In meiner Altersklasse (junge Erwachsene und Jugendliche um die zwanzig) war es nicht mehr relevant, die Zeitung zu lesen. Das wurde allgemein bejammert. Die Krise der Zeitungen begann in den 80er-Jahren, und sie wurde nicht erst durch das Internet-Zeitalter ausgelöst.
Spannend finde ich, wie sich manche Zeitungen heute positionieren. In der »Zeit« ist ein Artikel zu finden, der erzählt, wie das »Mindener Tagblatt« sich in der Krise neu aufstellt. Die Verlagsleute haben aus der Logik, dass sie immerhin viele Abonnenten – 25.000 Exemplare – mit Austrägern und Fahrern beliefern, einen logischen Schluss gezogen: Man kann den Leuten mit dem gleichen System auch alle möglichen anderen Dinge liefern.
Vom Zeitungshaus zum lokalen Kurierdienst ... Angesichts der Tatsachen, dass die Anzeigenverkäufe eingebrochen sind oder die verbliebenen Zeitungsleser immer älter und vor allem weniger werden, ist das nicht die dümmste Taktik. Früher argumentierte ich stets, die Zeitungen müssten halt besser werden und sich auch an den Bedürfnissen der potenziellen Leser orientieren, heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das ein kluger Gedanke ist. Vielleicht ist der Kurierdienst die Zukunft der Medienbranche?
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