Auch wenn ich samstags gern ausschlafe, mag ich es sehr, auf den Wochenmarkt zu gehen. Auf dem Gutenbergplatz in Karlsruhe trifft man Bekannte, man kann auch vernünftige Dinge kaufen und hat stets das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. An diesem Samstag stelle ich mich also – wie immer – in die Schlange bei einem Stand an, an dem Pfälzer Bauern leckeren Salat anbieten.
Direkt daneben hat sich die SPD Karlsruhe mit einem Wahlkampfstand aufgebaut. Stimmt, denke ich, da war ja was. Dieses Jahr ist Bundestagswahl. Mir fällt auf, dass sie mich in diesem Jahr 2017 bisher überhaupt nicht interessiert und meine Ablehnung aller politischen Parteien so groß ist wie seit langem nicht mehr.
Ich überlege mir, ob ich den Sozialdemokraten meine Meinung reindrücken soll, lasse es aber. Der junge Mann und die Frau mittleren Alters an diesem Stand sind nicht die Leute, die eine hirnrissige Politik vertreten – sie müssen sich auf der Straße aber dafür rechtfertigen, dass die SPD-Führung derzeit krampfhaft versucht, ihren Job als Juniorpartner in einer Großen Koalition nicht an die FDP zu verlieren.
Soll ich den beiden reindrücken, was ich vom Gefasel des SPD-Oberbürgermeisters von Hamburg halte? Soll ich meine Meinung dazu äußern, dass die SPD immer noch eine Politik vertritt, die den Reichen hilft und den Armen schadet? Soll ich ihnen meine Meinung zur menschenverachtenden Abschiebepraxis vor Augen halten?
Ich lasse es. Das wäre unfair. Wer sich in diesen Zeiten für die Sozialdemokratie auf einen Platz stellt, um Wahlkampf zu betreiben, ist irgendwie ja auch zu respektieren.
Das sieht der Mann anders, der auf einmal – quasi neben mir – vor den beiden steht. Sein eisgrauer Schnauzer zittert, als er ihnen ein Gespräch über zu viel Muslime und geplante Moscheebauten aufdrückt. Die beiden versuchen vernünftig zu argumentieren, liefern Statistiken und Rechtfertigungen.
Das finde ich ausgesprochen höflich. Ich hätte einen solchen Mann, der mich so zutextet, nach spätestens zwei Minuten angebrüllt und unter Androhung von Gewalt aus meiner Nähe verscheucht.
Weiter kann ich nicht zuhören. Ich bin dran und kaufe Salat; danach eile ich weiter. Ein leckeres Abendessen ist mir dann doch wichtiger als sozialdemokratische Politik.
1 Kommentar:
Salut, Klaus.
Anvermutlich sind solche SPD-Stände notwendig, solange sich wilhelminische Schnautzer noch künstlich über ein "zuviel an" erregen.
Dabei muss man/frau jetzt nicht sonderliche Sympathien für Würselen-Boy oder Popanz-Sigi hegen - das Wahlrecht per se sollte einem zumindest wichtig genug sein.
Allerdings muss sich die Tante SPD auch fragen lassen, warum sie ihren gekauften Gerhard noch immer auf Parteitage zum Sprechen lädt...oder auch nur applaudiert.
bonté
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