Eines der vielen Dinge, die wir in dieser Woche gelernt haben: Es ist sehr wichtig, welche Kleidung ein Demonstrant trägt. Wenn einer beispielsweise Markenturnschuhe anhat, darf er nicht gegen die Globalisierung sein. Wenn einer gegen Globalisierung ist, darf er kein Smartphone benutzen.
Darauf haben nicht nur – gefühlt – alle Journalisten dieser Republik hingewiesen, sondern auch schätzungsweise jeder zweite Nutzer von Twitter und Facebook; die unglaublich witzigen Sprüche ähnelten sich landauf, landab teilweise bis aufs Wort. Es scheint ein bedeutendes Diskussionsthema zu sein, welche Kleidung eigentlich wer am Leib hat.
Gleichzeitig ist es offenbar ein Bedürfnis vieler Leute, auf schlecht oder auch nur unpassend gekleidete Demonstranten hinzuweisen. Was habe ich gelacht angesichts der meist irrsinnig witzigen Sprüche über Schuhe, Hosen, Unterhosen, Halstücher und dergleichen!
Treibt man diese Überlegung ein bisschen weiter, stellt sich die ergänzende Frage, was ein Demonstrant denn wirklich anziehen darf. Sack und Asche? Müllsäcke und Badelatschen? Sicher ginge das auch nicht gut, weil die Badelatschen mit hoher Wahrscheinlichkeit in Bangladesch oder sonst einem Drittweltstaat gefertigt werden.
Was offensichtlich fehlt, ist ein Blog, der sich mit diesen wirklich wichtigen Fragen dieser Zeit beschäftigt. Ein Fashion-Blog für Demonstranten, ein Tagebuch für die modebewussten Bürgerinnen und Bürger dieser Tage. Da ich sehr unerfahren in Sachen Mode bin, kann ich diese staatstragende Aufgabe nicht erfüllen.
Aber ich hoffe, dass sich jemand für diesen Job findet. Da winken sicher hohe Auszeichnungen und eine immense mediale Würdigung.
1 Kommentar:
Sali, Klaus.
Sich über die Kleidungsambitionen linker Demonstranten zu artikulieren erscheint ein wenig wie die Definition oberflächlichen Journalismus'. Gut, daß die Web-Öffentlichkeit zum blasenwerfenden Blubbern neigt - geschenkt.
Glücklicherweise wurde mir besagte journalistische Algenblüte in der Radio-Strecke über Hamburg erspart.
bonté
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