Wenn ich in Wolfenbüttel ein Seminar halte, erzähle ich immer gern eine Geschichte. Sie handelt von einem Mansukript, das ich wirklich einmal erhalten habe. Der erste Satz begann mit »Der Wind bließ«.
Dann schaue ich stets die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars an und frage sie: »Wenn jemand blasen nicht richtig schreiben kann, warum soll ich dann der Person zutrauen, sie könnte Charaktere und Handlungsabläufe richtig in Szene setzen?«
Gelegentlich wird mir da ein arrogantes Verhalten vorgeworfen, vorsichtig formuliert zwar, aber immerhin. Das ist auch nicht ganz falsch. Von einem Tippfehler kann schließlich niemand auf die Güte eines ganzen Manuskriptes schließen.
Die Geschichte geht sowieso weiter: Ich hörte mit der Lektüre nicht auf, las die erste Seite komplett zu Ende und überblätterte einige der folgenden Seiten. Danach war klar, dass das Manuskript nicht so war, wie ich es mir vorstellte.
Möglicherweise verpasste ich damals die Chance, einen hervorragenden Autor an unser Team zu binden. Vielleicht handelte ich aus Selbstschutz richtig und korrekt. Ich werde es nie herausfinden – nach all den Jahren habe ich sowieso vergessen, von wem dieser Text kam.
Damit wir uns klar verstehen: Tippfehler machen alle, ich selbst bin da ein ziemlicher Meister. (Gern geschehen dann sogar Dinge wie »stehts« statt »stets« und ähnliches.) Aber eine gewisse Sorgfalt sollte man schon walten lassen, bevor man sein Manuskript an einen Verlag schickt ...
1 Kommentar:
Wer Tippfehler sogar bis auf Titelseiten durchrutschen lässt sollte wirklich keine Steine werfen.
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