23 Februar 2017

Bierdosenöffentlichkeit

Über einen Pressedienst bekam ich einen Artikel verlinkt, der heute in der »Mitteldeutschen Zeitung« erschienen ist. Unter der wunderbaren Überschrift »Dschungelheld mit Bierdose«, die mich sehr schnell hellhörig machte, las ich, dass ein gewisser Marc Terenzi – ich musste googeln, wer das ist, und hatte den Namen bewusst noch nie wahrgenommen – wieder offen mit seiner »Alkoholsucht« kämpfe.

Der Grund: Eine Boulevardzeitung habe ihn – ich zitiere – »am helllichten Tage mit einer Bierdose in der Hand gesichtet«. Ob die Dose geöffnet war oder der »Dschungelheld« sie gerade im Supermarkt aus dem Regal gehoben und in seinen Einkaufskorbe gehievt hat, ging aus dem Ausschnitt nicht hervor. Das wäre ja die spannende Zusatz-Information gewesen.

Aber das sind die Momente, in denen ich froh bin, weder ein C- noch ein D-Promi zu sein, sondern einfach ein durchschnittlicher Bürger, der nicht auffällt, wenn er mit einer Dose Bier in der Hand irgendwohin geht. Wobei sich mir trotzdem die Frage stellt: Ist es wirklich Journalismus, wenn über so etwas berichtet wird?

Aber gut: Bierdosentrinken in der Öffentlichkeit gilt anscheinend als uncool. Was ist dann mit den jungen Vollbartträgern, die neuerdings auch in Karlsruhe nachts ihr Laufbier mit sich führen? Ob sie die Mode von Berlin eingeschleppt haben, weiß ich nicht – aber hätten sie eine Alkoholsucht, wen sie Dosen hätten?

Fragen über Fragen. Sage keiner, die »Mitteldeutsche Zeitung« hätte keine relevanten Themen. Zumindest können sie titeln – damit haben sie mich gekriegt.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Hoi, Klaus.
Der einschlägigen Boulevard-Presse ist es mehr schnurz als recht, ob eine "Story" mit Elementen einer Wahrheit kontaminiert ist. Wichtig ist die Schlagzeile und dass darunter Spalten gefüllt werden können. Hauptsache verkauft!

bonté