Es herrscht Wahlkampf in Deutschland, wie immer eigentlich. Die Politiker, die noch in Amt und Würden stehen, haben verständlicherweise Angst, ihren gut dotierten Job zu verlieren. Also ringen sie um Macht und Einfluss.
Es gäbe genug zu tun in diesem Land: Die Schulen verrotten, die Straßen sind in einem erbarmungswürdigen Zustand, die Eisenbahn bräuchte dringend eine Frischzellenkur, und auch die Krankenhäuser waren schon mal besser ausgestattet. Von Umweltschutz und Bankenproblemen ganz zu schweigen, die Europäische Union wird sowieso eher nebenbei behandelt.
Das sind alles keine offenbar Probleme für unsere Politiker. Das einzige, was sie in diesen Tagen zu beschäftigen scheint, sind Migranten. Menschen, die in ihrer Not versuchen, nach Europa zu gelangen, sind anscheinend das wichtigste Problem.
Man macht sich lauthals Gedanken über Obergrenzen, redet von Abschiebungen nach Afghanistan und Libyen. Wie es in Afghanistan zugeht, weiß jeder, der ab und zu mal Nachrichten guckt oder Zeitungen liest. Und die Zustände in den Internierungslagern in Nordafrika, in denen Folter und Vergewaltigung zum Normalzustand gehören, sollten mittlerweile sogar den Politikern bekannt sein.
Aber das ist zweitrangig. Man hat offenbar Angst vor der AfD, man hat Angst vor dem Wähler. Also redet man in zynischer Weise über das Schicksal von Menschen, als hätte man es mit Containern oder Leergut zu tun, nicht mit Menschen aus Fleisch und Blut.
Wenn die AfD und andere Menschen ihres Spektrums so widerwärtig daher reden, überrascht mich das nicht – wenn neuerdings Politiker von SPD, Grünen oder Linkspartei in diesen Chor einstimmen, schüttelt es mich vor Entsetzen. Muss man so reden, muss man so denken, muss man wirklich so zynisch sein?
Mir ist klar, dass Europa nicht alle Menschen aufnehmen kann, die hier gern wohnen würden. Es ist durchaus auch Aufgabe von Politikern, sich über Grenzen und Migrationen ihre Gedanken zu machen. Da sollen die Damen und Herren bitteschön ihre unterschiedlichen Ansichten haben und diese artikulieren. Aber geht das nicht eine Spur weniger menschenverachtend?
Und gibt es eigentlich sonst keine Probleme in diesem Land? Wäre es nicht sinnvoller, für eine Zukunft zu streiten, die lebenswert ist? Über Wege, wie man in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren vorankommen will?
Schon klar, solche Gedankengänge sind etwas für Träumer und nicht für Technokraten. Ich bin ja schon ruhig – aber »die Politik« darf sich halt nicht wundern, wenn »der Wähler« keinen Bock hat, irgendwo sein Kreuzlein zu machen.
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