»Wir brauchen frische Luft«, sagte mir eine der zwei Frauen, die ich
vor dem Eingang des »Komma« in Esslingen traf. »Da drin riecht es nach
alte Männern.« Sie lachte. »Es riecht nach Alte-Männer Pisse«, ergänzte
die andere und lachte auch. Ich lachte ebenfalls.
Die
beiden Frauen kannte ich seit den späten 80er-Jahren. Damals waren sie
feierfreudige junge Punketten aus Böblingen und Sindelfingen gewesen,
die auf vielen Konzerten herumstolperten, bei denen ich ebenfalls
anwesend war. Seit damals war mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen;
wir alle gingen nicht mehr als Jugendliche durch.
Und
deshalb waren wir richtig. Zwei Punkrocker, mit denen ich in den 80er-
und 90er-Jahre eine Reihe von Abenteuern erlebt hatte, feierten ihren
fünfzigsten Geburtstag: mit Krachmusik und Bier, wie es sich gehörte.
Und sie hatten haufenweise alte Punkrock-Kollegen aus dieser Zeit
eingeladen.
Punks aus Köln gesellten sich zur alten
Nietenpunk-Szene aus Stuttgart; die »alten Säcke« aus Weltstädten wie
Tübingen, Göppingen, Geislingen oder Sindelfingen fanden sich ebenso ein
wie exilierte Süddeutsche, die längst in Berlin, Hamburg, Hawaii oder
der Schweiz wohnten. Manche hatten keine Haare mehr, die meisten trugen
normale Frisuren, einige hatten die Haare noch ordentlich gestell.
Es
war eine sehr lustige Party mit vielen Gesprächen à la »was hast du die
letzten zwanzig Jahre getrieben?« oder »du hast ja noch Haare, super«.
Ich trank ein wenig Bier und wechselte dann zu »alkoholfrei« über;
ständig umarmte ich alte Freunde und Bekannte.
Ach ja, und Musik gab es auch. Die Bitch Boys spielten – zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren bollerten sie ihren Oi!-Punk raus. Danach die Band Brutal Verbimmelt,
die klassischen Deutschpunk in besonders räudiger Weise rüberbrachte.
Aber irgendwie war es völlig egal, wer spielte – wichtig waren an diesem
Abend wirklich die alten Freunde und Freundinnen. Ein toller Abend!
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