19 Oktober 2014

Harper, Cora und die Zukunft

Zu den Themen, die auf der diesjährigen Buchmesse durchaus aufgeregt diskutiert wurden, zählte der direkte Einstieg von HarperCollins in den deutschsprachigen Buchmarkt. Das wird schließlich nicht ohne Auswirkungen auf Agenten und Autoren, auf Verlage und Kunden haben – und ist im Zuge der allgemeinen Globalisierung nicht uninteressant.

Um es kurz zu erläutern: HarperCollins, weltweit einer der ganz großen Literaturverlage, hat hierzulande bisher seine Rechte an die einschlägigen Verlage verkauft, an die Randomhouse-Gruppe ebenso wie an die anderen Gruppen oder an eigenständige Häuser. Jetzt aber will man direkt in den jeweiligen Ländern aktiv werden, darunter in Deutschland.

Davor hat man schlauerweise die kanadische Verlagsgruppe Harlequin übernommen und ist damit hierzulande mit einem Fuß in der Tür. Harlequin ist im deutschsprachigen Markt nämlich mit den Taschenheften von Cora und den Taschenbüchern von Mira aktiv – mit einem Schlag steht HarperCollins also in Hamburg am Valentinskamp, verfügt über einen existierenden Vertrieb im Buch- und Zeitschriftenhandel und vor allem über ein hervorragendes Standbein im E-Book-Sektor.

Von Hamburg aus soll HarperCollins Germany dann mal fünfzig Titel pro Jahr in den Handel schieben – vorerst nur in der Belletristik. Los soll es im Herbst 2015 gehen, und als erster Titel kommt ein Roman von Daniel Silva. Der Autor wurde bisher von Piper und dessen Imprint Pendo gepflegt; das dürfte in der Georgenstraße in München nicht gerade für Vergnügen gesorgt haben.

Wie es weitergeht, weiß noch keiner; spannend ist das allemal. Warum sollen sich Verlage in den heutigen Zeiten die Erfolge mit Partnern teilen, wenn sie selbst das Lektorat, den Vertrieb und das Marketing steuern können? Vor allem, wenn sie auch noch indirekt bereits auf dem hiesigen Markt aktiv sind?

Aus der Sicht von HarperCollins ist das alles folgerichtig und korrekt. Die deutschsprachigen Verlage müssen sich allerdings jetzt überlegen, wie es für sie weitergeht. Und die anderen amerikanischen Verlage werden sich genau anschauen, wie das für HarperCollins weitergeht: Warum sollten sie dem Beispiel nicht folgen, wenn es gut funktionieren sollte?

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