Ich lese in diesen Tagen das dritte Buch, das Jens Balzer über die vergangenen Jahrzehnte geschrieben hat. Es trägt den Titel »No Limit – die Neunziger« und den Untertitel »Das Jahrzehnt der Freiheit«. Ich bin von dem Buch stärker gefesselt als von so manchem Krimi, eine Rezension folgt.
Mit »Das entfesselte Jahrzehnt« hatte der Autor, den ich seit den 80er-Jahren kenne, bereits 2019 über die 70er-Jahre geschrieben. 2021 folgte mit »High Energy« sein Buch über die 80er-Jahre. Und nun geht's um die 90er-Jahre. In diesem Buch erkenne ich sehr vieles wieder, und ich ertappe mich dabei, wie oft ich beifällig nicke oder denke, »ja, genau so war es«.
Warum mich dieses Buch stärker fesselt als die anderen zwei, lässt sich leicht begründen. Zwar habe ich die 70er-Jahre in voller Länge miterlebt, aber ich war ein Kind. Viele popkulturellen Entwicklungen bekam ich zwar mit, aber eben nur aus der Ferne. Von großen Rock-Festivals wurde mir erzählt, meine Familie war ja eher konservativ, und einen Fernseher hatten wir erst gar nicht. Erst ab 1977 – mit Punkrock und PERRY RHODAN – bekam ich langsam mehr von der Welt mit.
In den 80er-Jahren war ich über weite Strecken ein orientierungsloser Jugendlicher oder ein großmäuliger Heranwachsender. Ich bekam die Dinge alle mit, die in »High Energy« beschrieben werden, häufig aber auf eine distanzierte Weise. Weil ich mich eher für Punkrock, Science Fiction und Comics interessierte, war ich für viele aktuelle Pop-Themen völlig »neben der Kappe«.
Das war in den 90er-Jahren definitiv anders. Die Veränderungen in der Informationstechnologie, die politischen Ereignisse, alle kulturellen Wandlungen und Häutungen – ich hatte das Gefühl, ständig dabei zu sein. Nicht unbedingt als Person, aber oft über Bekannte und Freunde. Ich reiste viel, ich erhielt viele Einblicke. Das macht die 90er-Jahre – und damit »No Limit« als Buch – für mich packender als die 70er- und 80er-Jahre.
So, und jetzt lese ich erst mal weiter. Auch wenn ich ja weiß, wie es ausgeht: Das Sachbuch ist echt spannend!
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