In den 80er-Jahren war es offenbar normal, dass sich Fanzine-Herausgeber für ihre Mini-Verlage vergleichsweise stolze Namen ausdachten. Für mein »Sagittarius« wurde die edition bogenschütze aus der Taufe gehoben, die zeitweise »seriös« wurde und sogar eine eigene Steuernummer sowie viele Kontakte mit dem Finanzamt hatte.
So weit brachte es die Edition Graphic Art nicht, zumindest wäre mir das nicht bekannt. Dieser Tage schaute ich mir die zweite Ausgabe des Fanzines »Imagination« an, das 1985 in dieser Edition veröffentlicht wurde: 80 Seiten im A5-Format, aber nicht in der Mitte zusammengetackert, sondern mit einer Klebebindung, was bedeutete, dass man das Heft extrem vorsichtig anschauen musste. Der Herausgeber benutzte eine grausige Schriftart, die kaum lesbar ist, und die Druckqualität war nicht unbedingt optimal – aber den Ansatz des Heftes finde ich immer noch positiv.
Veröffentlicht wurden vor allem Grafiken, teilweise von Menschen, die ich persönlich kannte oder deren Bilder ich in den 80er-Jahren oft veröffentlicht fand: Heidi Koch, Christian Holl und Lutz Buchholz sah ich häufig; ihre Bilder schmückten damals viele Fanzines, und sie werten auch »Imagination« auf. Die Bilder werden kurz erläutert, mit eher künstlerisch anmutenden Details, als ob es sich um Beschreibungen für eine Kunstausstellung handeln würde.
Dazu kamen einige ergänzende Texte – und fertig war ein Fanzine, das für die damalige Zeit schon typisch war: ein sich selbst ein wenig überschätzender Herausgeber (ich war da ja keine Ausnahme), ein eher schlichtes Layout, eine Reihe von bekannten Namen.
Weder von dem Herausgeber noch von seinem Heft hörte ich danach noch viel …
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