Ich bin weit davon entfernt, ein Experte für den afrikanischen Kontinent zu sein. Aber weil ich im Verlauf der Jahre die eine oder andere Reise durch verschiedene Länder unternommen habe, interessiert mich die politische und gesellschaftliche Entwicklung dort sehr. So habe ich mit Interesse gelesen, was sich beim Afrika-Klimagipfel in Nairobi tat. Das Thema wurde in der bundesdeutschen Presse nicht so »breit« behandelt, fürchte ich, wie es angebracht gewesen wäre.
William Ruto, der aktuelle Präsident von Kenia, wurde mit einer klaren Aussage zitiert: »Afrika ist der Kontinent mit 60 Prozent der weltweiten erneuerbaren Energieanlagen, darunter Solar- und Windenergie, Geothermie und Wasserkraft. Wir verfügen über zwei Drittel des unkultivierten Ackerlands der Welt, das eine intelligente Landwirtschaft in den Produktionsspeicher der Welt verwandeln kann.«
Tatsächlich finde ich den Blick, den »wir« aus dem reichen Norden auf den armen Kontinent im Süden richten, reichlich abgehoben und arrogant. Südlich des Mittelmeers leben Hunderte von Millionen Menschen, die meisten sind deutlich jünger als der durchschnittliche Europäer. Wir haben es also mit einem riesigen »Markt« zu tun, mit dem man partnerschaftlich zusammenarbeiten könnte. Die junge Bevölkerung in den afrikanischen Ländern ist hungrig auf ein Vorankommen, auf eine Entwicklung, auf eine bessere Zukunft.
Die Diskussion, die man in Europa über Afrikaner und ihre Heimat führt, kommt mir nicht nur rücksichtslos, sondern auch reichlich dumm vor. Man redet über Flüchtlinge und Militäreinsätze, gelegentlich auch mal über die Rohstoffe, die man in afrikanischen Ländern ausbeuten kann, und ab und zu wird das Thema Menschenrechte in die Kamera gehalten. Aber so richtig partnerschaftlich wirkt das auf mich alles nicht.
Warum reicht die Europäische Union der Afrikanischen Union mal so richtig die Hand? Es müssen gemeinsame Projekte angestoßen werden, von denen beide Seiten profitieren. Wenn wir über »grüne Energie« aus Afrika reden, muss die vor allem auch den Menschen dort zugute kommen. Wenn wir über Arbeitskräfte sprechen, müssen wir natürlich darüber sprechen, wie man die Migration sinnvoll steuert. Und es kann nicht sein, dass die profitablen Teile der Wertschöpfungskette immer nur in Europa sind, während die »einfachen Arbeiten« in Afrika bleiben.
Das ist nichts, was ich mir jetzt neu ausgedacht habe. Es fehlt nicht an klugen Leuten, die sich auskennen und die das seit vielen Jahren sagen. Aber zumindest im deutschsprachigen »Diskurs« bekomme zumindest ich davon nichts mit – es reden wohlgenährte weiße Menschen über die Probleme von eher schwarzen Menschen, und das gilt dann als Fortschritt …
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