Als ich 1983 zum ersten Mal in Karl-Marx-Stadt war, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass aus dieser Stadt zwanzig Jahre später eine richtig gute Streetpunk-Band kommen würde. Die Rede ist von Lousy, die ab Ende der 90er-Jahre mit ihrem röhrenden Sound aus Chemnitz hervorrockerten. Ihre Platte »The Babylon Disctrict« kam 2003 raus und ist sehr typisch für die Band.
Der Sound ist rockig, aber nie lahm. Die Stücke sind sauber instrumentiert und richtig gut aufgenommen, das Tempo ist immer schön durchschnittlich, und man kann theoretisch sehr schnell die Refrains mitgrölen. Wer klassischen Oi!-Punk und nicht davor zurückschreckt, alte Motörhead- oder Rose-Tattoo-Platten zu hören, dürfte an dieser Band seine Freude haben.
Klar ist der Sänger die hervorstechende Figur bei alledem. Seine Stimme klingt, als hätte er seit vielen Jahren mit Whisky gegurgelt – das mag ein wenig viel Attitüde sein, macht aber schwer was her. Sowohl bei den ruhigen Stücken als auch beim Gebolze vermag sie zu überzeugen; am besten ist die Stimme allerdings, wenn schmissige Melodien nach vorne gebrüllt werden.
Ein Wort zu den Texten: »It's not Shakespeare«, urteilte ein amerikanisches Fanzine mit milder Ironie über das schlichte Englisch der Chemnitzer – aber die Texte sind weder blöder noch schlechter als die von vielen englischsprachigen Punk-Bands. Häufig geht's um den Lebensstil, es wird allgemein über die Politik gelästert, man schimpft über »stupid freaks« in den Straßen der Stadt – alles nicht unbedingt originell, aber passend. Politisch heikel ist hier übrigens nichts.
»The Babylon District« ist keine Platte für die Ewigkeit – sie muss sich aber nicht hinter manchen kalifornischen Bands verstecken, die im Jahr 2003 wohl als Vorbild herhalten mussten.
1 Kommentar:
Wer sich nicht vorstellen kann, wie sich LOUSY anhören – hier ist das Stück »The District« aus der von mir hier vorgestellten Platte auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=2MofsMmJffk
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