17 Mai 2023

Starker Einstieg in einen Fantasy-Vierteiler

Vor Jahrzehnten las ich als junger Fantasy-Fan die Romane um Dorian Hawkmoon, die in der Reihe »Terra Fantasy« veröffentlicht wurden. Die Welt faszinierte mich, sowohl die Figuren als auch die Geschichten zogen mich in ihren Bann. Was Michael Moorcock, der Autor, mit diesen Geschichten geschaffen hatte, prägte mein Fantasy-Bild für lange Zeit – dass die Taschenbücher damals stark gekürzt und nicht unbedingt optimal übersetzt waren, störte mich nicht.

Das ist alles lange her, und seither habe ich die Romane nicht mehr gelesen. Umso spannender, dass es eine Comic-Version gibt, die hierzulande im Splitter-Verlag veröffentlicht wird. Im Dezember 2022 kam mit »Das schwarze Juwel« der erste Teil in den Handel, und den las ich mittlerweile auch.

Die Geschichte spielt in einer fernen Zukunft. Das Tragische Jahrtausend, über das man nur wenig erfährt, hat die Welt so erschüttert, dass sie im Todesregen untergegangen ist. Seither hat sie sich nur mühsam wieder erholt.

Europa ist in eine Epoche zurückgefallen, in der sich einzelne Fürstentümer erbittert bekämpfen. Es gibt Fluggeräte und Schusswaffen, ebenso aber wird finstere Magie eingesetzt. Vor allem Granbretanien verbindet Technik und Magie zu einer unheilvollen Mixtur, das Kaiserreich hat einen brutalen Krieg gegen seine Nachbarn begonnen.

Bei den Kämpfen um Köln wird Dorian Hawkmoon gefangen genommen. Der ehemalige Herzog von Köln wird als Gefangener nach Londra geführt; dort soll er in eine Waffe verwandelt werden. Die wiederum soll gegen die Kamarg eingesetzt werden, das unabhängige Reich am Mittelmeer, das als einziges wohl den Granbretaniern standhalten kann …

Jérôme Le Gris, der schon »Elric« – ein weiteres Epos des Autors Michael Moorcock – in eine spannende Comic-Version umgesetzt hat, schafft es, die düstere Stimmung in »Hawkmoon« so zu raffen, dass der Fantasy-Klassiker zu einer mitunter brutalen, aber spannend erzählten Comic-Geschichte wird. Die Bösewichte sind böse, der junge Held ist tapfer; die eigentlichen Figuren ändert der Autor also nicht. An den nötigen Stellen rafft er aber die Geschichte und reduziert sie auf ihre Essenz.

Benoit Dellac und Didier Poli tragen durch eine realistisch anmutende Bildgebung zur Story bei. Ihre Grafiken beeindrucken in den Details ebenso wie bei den großformatigen Illustrationen: blutige Schlachten, trutzige Bauwerke, filigrane Schönheit und brachiale Einzeldarstellungen. Wer Fantasy mit »Game of Thrones« in Verbindung bringt, sollte auf jeden Fall einen Blick in »Hawkmoon« werfen. (Eine Leseprobe gibt’s auf der Internet-Seite des Verlags.)

Die Umsetzung der klassischen Fantasy-Saga hat mir mit dem ersten Band gefallen. »Das schwarze Juwel« eröffnet einen packenden Bilderreigen, der selten düster wirkt. Stark!

(Diese Rezension wurde bereits im April auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie veröffentlicht. Hiermit hier geteilt.)

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