22 Mai 2023

Zu viel »Bild« im Buchhandel

Derzeit kann man sich als »Medienschaffender« ja vor Büchern über die »Bild«-Zeitung und den Springer-Konzern kaum retten. Die Medien sind voll mit den Rezensionen dazu, in den Fachzeitschriften für Journalisten und Verlagsleute wird rege diskutiert. Also muss ich mich ebenfalls dazu äußern – und ich kenne keinen der Beteiligten persönlich.

Der Name Kai Diekmann war für mich allerdings viele Jahre lang präsent. Wir sind praktisch gleichalt, haben aber ansonsten nicht viel gemeinsam. Er war viele Jahre lang Chefredakteur der »Bild«-Zeitung, die ich bewusst nicht in Versalien schreibe, und er hat sie geprägt. Darüber hat er das Buch »Ich bin BILD« – Mist, jetzt doch Versalien! – geschrieben, das sich seit Erscheinen auf der Bestsellerliste platziert hat.

Ähnliche Relevanz hat »Noch wach?«, der aktuelle Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre. Im aktuellen Roman des Schriftstellers, der früher gern als Popliteratur stilisiert wurde, geht es angeblich um die Springer-Presse, den Hickhack im Verlag und allerlei Freunde, die er in diesem Umfeld hat oder hatte.

Ich gestehe, dass mich schon die Rezensionen zu Stuckrad-Barres Buch gelangweilt haben. Alle Auszüge daraus klingen so, als sei ich nicht die Zielgruppe. Würde man mich zwingen, mich zwischen einem der beiden Bücher zu entscheiden würde ich wahrscheinlich zu dem Sachbuch greifen.

Aber ich versuche sie beide zu ignorieren, was gar nicht so einfach ist. Man wird an allen Ecken und Enden mit Rezensionen und Kommentaren zu den beiden Büchern beworfen, man kann ihnen kaum entkommen. Ich wundere mich darüber sehr: Seit wann ist die »Bild«-Zeitung mit all ihren Auswüchsen so wichtig, dass man sogenannte Hintergrundbücher dazu lesen muss?

Wir leben glücklicherweise in einem Land, das einem doch sehr viel Freiheit gewährt. Unter anderem habe ich die Freiheit, Bücher zu ignorieren, die mir nicht passen. Ich muss sie auch nicht lesen, um hinterher zu schreiben, wie schrecklich ich sie finde.

Dann doch lieber einen Science-Fiction-Roman oder einen Comic durchschmökern als »eine rasante Erzählung voller Enthüllungen« (das Sachbuch) oder »ein Sittengemälde unserer Zeit« (der Roman)!

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