22 Juni 2022

Alptraumhafte Reise auf einsame Inseln

Der amerikanische Autor Carlton Mellick III ist immer für eine Überraschung gut. Seine Ideen sind ungewöhnlich, seine Phantasien eher grausig, seine Bücher haben zudem eine Faszination, die mich nicht immer begeistern kann. Zuletzt las ich von ihm »Insel der Meerjungfrauen«, das im Februar 2022 im Festa-Verlag erschienen ist, ein recht neuer Roman also.

Im Zentrum der Geschichte steht ein Arzt, der in das Fischerdorf Siren Cove reist, das sich auf einer abgelegenen Insel befindet. In der Umgebung der Insel leben Meerjungfrauen, die sich neuerdings seltsam benehmen. Der Arzt stellt fest, dass sie auf grauenhafte Weise mutieren – die Gefahr für die Menschen der Insel wird dadurch noch größer, als sie ohnehin schon ist …

Mellick nimmt eine phantastische Idee – es gibt Meerjungfrauen wirklich –, setzt sie in eine Welt, die eigentlich der unseren entspricht, und verändert sie auf fiese und zugleich spannende Art und Weise. In diesem Fall heißt das: Wenn es Meerjungfrauen gibt, die Menschen essen, muss die Regierung darauf reagieren. Also werden künstliche Menschen gezüchtet – die Details tun hier nichts zur Sache –, die den Meerjungfrauen als Ersatzfleisch angeboten werden. Und wenn Meerjungfrauen zur Hälfte Fische sind, hat das natürlich auch Auswirkungen auf viele andere Dinge.

Der Autor treibt diese Ideen Stück für Stück weiter. Während die Handlung am Anfang recht harmlos wirkt, wird sie immer gruseliger. Menschen verformen sich, Meerjungfrauen mutieren, die Hauptperson selbst hat ein unheimliches Geheimnis … das liest sich spannend und fesselt über die gesamte Länge des Romans.

Ein wenig ärgerlich ist höchstens die Tatsache, dass der Autor bei den Erzählperspektiven sehr uneinheitlich vorgeht. Er gibt immer dann irgendwelche Informationen zur Insel und den Meerjungfrauen preis, wenn es ihm passt – das wirkt dann manchmal wie hingetrickst und ist wenig spannend.

Das stört aber kaum, weil die Geschichte mit ihrer gruseligen und streckenweise ekligen Atmosphäre mich wirklich packte. Ich konnte kaum mit der Lektüre aufhören und raste am Ende geradezu durch die Seiten. »Insel der Meerjungfrauen« bietet eine verstörende Lektüre; das ist Horror auf eine andere Art als gewohnt.

Erschienen ist der Roman als ein schön gestalteter Hardcover-Band. Ohne Schutzumschlag zwar, aber einfach gut gemacht – sehr großzügig gesetzte 208 Seiten sind es geworden. Beziehen kann man den Roman über diverse Versender als E-Book oder direkt beim Festa-Verlag. Das Hardcover kostet 19,99 Euro.

Wer einen abgedrehten Mix aus Science Fiction, Horror und allgemeiner Phantastik haben möchte, ist hier sehr gut beraten. Der Roman ist nicht brutal, aber er ist streckenweise echt eklig – das ist meine kleine Triggerwarnung an dieser Stelle.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wer sich für die »Insel der Meerjungfrauen« interessiert, findet auf der Internet-Seite des Festa-Verlages einige wenige Informationen; dort kann man das Buch auch bestellen, das man im regulären Buchhandel nicht erhält:
https://www.festa-verlag.de/insel-der-meerjungfrauen.html