19 September 2020

Nicht schön, aber vertraut

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«

Dass Romantik im Auge des Betrachters liegt, habe ich schon oft behauptet. Bei diesem Bild fällt es schwer, auch nur ansatzweise romantische Gefühle zu bekommen. Trotzdem sehe ich es gern: Es ist der Blick von außen auf mein Büro, in dem ich seit 1996 meine Arbeit erledige, und es ist absehbar, dass ich es irgendwann in nächster Zeit räumen werde.

Als ich in dem Verlag anfing, in dem ich noch heute arbeite, war die Druckerei – sie spiegelt sich in den Büroscheiben – das angeblich »modernste Druckhaus Europas«. In wenigen Wochen ist sie Geschichte; sie wird geschlossen.  Auch das Verlagsgebäude, in dem sich mein Büro befindet, steht schon zum größten Teil leer.

Als ich das Büro bezog, war das Gebäude im Innern frisch renoviert worden. Ich saß mit vielen Kolleginnen und Kollegen im Erdgeschoss, ich gehörte zum Buchverlag und betreute eine Science-Fiction-Serie. Seither ist viel geschehen, fast ein Vierteljahrhundert an persönlichen Erfahrungen habe ich in diesem Büro gesammelt.

Romantik sieht anders aus. Es ist wohl eher Sentimentalität.

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