Wir waren mit der eigentlichen Veranstaltung in Karlsruhe fertig, Volker signierte eifrig Bücher, und ich packte meinen Kram zusammen. Eine Frau um die sechzig näherte sich mir, sehr höflich, sehr zurückhaltend. Ob sie mich etwas fragen könne? Ihre Stimme war leise; sie wollte offensichtlich nicht, dass Umstehende mitbekamen, was sie mit mir zu bereden hatte.
»Um was geht's denn?«, fragte ich höflich zurück. Die Veranstaltung war super verlaufen, meine Stimmung war gut.
»Mein Mann will auch ein Buch schreiben, aber er weiß nicht so richtig, wie man das machen muss. Hätten Sie Lust und Zeit, ihm zu helfen, nachdem Sie dem Herrn Langenbein so schön geholfen haben?«
Ich holte Luft. Mir war klar, dass die Dame ein positives Anliegen hatte und es ihr nicht darum ging, mich irgendwie zu ärgern. Vor allem wollte ich ihr keine verstörende und negative Antwort geben.
»Das schaffe ich nicht«, sagte ich ehrlich. »Mein Beruf fordert mich, und ich möchte auch wieder eigene Geschichten schreiben. Das mit dem Herrn Langenbein war eine Ausnahme; das mache ich so schnell nicht noch einmal.«
Sie wiegte den Kopf. »Schade«, meinte sie, dann sah sie mich an und lächelte. »Sie machen auch keine Ausnahme?«
Ich redete es ihr höflich aus. Wo man denn sonst jemanden wie mich finden würde, der einem helfe, ein Buch zu schreiben? Ich verwies auf das Internet, in dem man ja schließlich alles finde. »Suchen Sie nach ›freien Lektoren‹, davon gibt es einige, und die findet man mithilfe von Google schnell heraus«, schlug ich vor.
Wir redeten noch eine Weile, sie bedankte sich mehrmals und ging. Seither hoffe ich, dass der Ehegatte dieser Dame bei einem freien Lektor oder einer freien Lektorin sein Glück findet und diese Person dann auch anständig bezahlt wird …
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