Ich hatte lange nicht mehr an Hans-Walter Arweiler gedacht. Erst auf einen Facebook-Hinweis hin, den Frank G. Gerigk gegeben hatte, wurde ich wieder auf ihn aufmerksam und bekam so mit, dass er bereits 2009 gestorben war. Das schockierte mich dann doch: In den 80er-Jahren hatten wir vergleichsweise intensive Briefkontakte unterhalten – und dann bekam ich seinen Tod einfach nicht mit.
Seit ich die Todesanzeige in der Saarbrücker Zeitung gelesen hatte, kamen mir zahlreiche Begegnungen in Erinnerung; seither ringe ich mit mir, ob ich einen nachträglichen Nachruf schreiben soll. Das erscheint mir dann auch nicht angemessen. Dinge ändern sich, Menschen ändern sich, die Beziehungen zwischen ihnen sowieso.
Ich lernte Walter – das »Hans« hatte ich nie auf dem Schirm – in den frühen 80er-Jahren kenne. Er war Science-Fiction-Fan und saß im Gefängnis. Wir schrieben uns seitenlange Briefe, in denen er auch über seine Erfahrungen im Gefängnis und davor als Verbrecher – daraus machte er keinen Hehl – erzählte. Er wollte sich aus dem Gefängnis heraus eine neue bürgerliche Existenz aufbauen und setzte viel Energie in ein geplantes Science-Fiction-Magazin.
Das Magazin sollte »Space Travel« heißen. Walter schrieb Briefe, er sammelte Kontakte, er baute eine Redaktion auf. Als ich im Saarland war, besuchte ich ihn einmal im Gefängnis, was ich damals sehr einschüchternd fand. Aus seinem eigenen Magazin wurde leider nie das, was er sich erhoffte.
Dafür stieg er bei »meinem« SAGITTARIUS ein, als das Fanzine immer größer und »magaziniger« wurde. Nachdem er aus dem Gefängnis gekommen war, stürzte er sich mit großer Energie auf SAGITTARIUS, er nahm an Redaktionsbesprechungen teil und besuchte mich in Dietersweiler. Zeitweise verstanden wir uns sehr gut – aber dann traten unsere unterschiedlichen Ansichten deutlicher zum Vorschein. Als ich 1988 beschloss, das Heft einzustellen, empfand er das offenbar als persönliche Kränkung.
In der Ferne ging es mit uns stark auseinander. Wir waren vorher keine Freunde gewesen, wir wurden aber auch keine Feinde. Wir verhielten uns, wenn wir uns trafen, eher distanziert. Nach 1990 verlor ich ihn komplett aus den Augen. Offenbar gründete er eine Familie; ich hoffe, dass er ein glückliches und schönes Leben führte.
Für mich ist tatsächlich unbegreiflich, wie sehr ich einen Kontakt, den ich jahrelang als positiv und bereichernd empfunden hatte, auf einmal hatte verschwinden lassen können. Ich hatte Walter buchstäblich vergessen; das finde ich noch heute hart.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen