Man kann mich mit Hörspielen mittlerweile echt »packen«, vor allem, wenn sie aus dem phantastischen Genre stammen. Entsprechend gespannt war ich auf »Dragonbound«; die Fantasy-Hörspielserie ist seit einigen Jahren recht erfolgreich und hat längst eingeschworene Fans. (Wer mehr über die Serie wissen will, checke die Website der Macher oder den kurzen und übersichtlichen Wikipedia-Eintrag.)
Ich hörte die erste Hörspielfolge, die als »Episode 1« vermarktet wird und den Titel »Drachenfeuer« trägt. Verantwortlich als Autor und Produzent ist Peter Lerf – ungeachtet meiner gleich kommenden Kritik bin ich von seiner Leistung sehr beeindruckt. Schließlich ist es nicht einfach, eine eigene Hörspielserie zu starten und auch einen langen Atem bei der Produktion und beim Vertrieb zu beweisen.
Die Handlung ist schnell erzählt: In einer nicht genau definierten Zukunftswelt arbeiten Wissenschaftler an einem Wurmloch, mit dem es offenbar möglich ist, durch die Zeit zu reisen. Lea, eine junge Frau, ist der erste Mensch, der sich dem Wurmloch anvertraut. Doch sie landet nicht in Paris, sondern in Chelandra, einer sehr typischen Fantasy-Welt. Dort wird sie schnell mit Magiern und Kritikern, mit fremdartigen Bösewichten und Drachen konfrontiert ...
Gut gemacht ist das Hörspiel, da kann ich nicht meckern. Die Sprecher sind professionell, die Geräusche überzeugen mich, die Geschichte läuft rasant ab; wenn man sich auf die Unlogik einer solchen Fantasywelt einlässt, macht das Ganze richtig Spaß. Man darf aber wirklich keine Sekunde lang nachdenken und sich fragen, wie die Welt eigentlich »funktioniert«.
Lea landet in einer fremden Welt – Sprachprobleme hat sie keine. Moderne Redewendungen benutzen die Einheimischen sowieso, recht schnell kann sie sich mit allen Gegebenheiten anfreunden. Sie lernt, mit dem Schwert zu kämpfen und auf einem Pferd zu reiten; sonderlich Verwunderung zeigt sie nicht.
Als Charakter ist sie eh seltsam, geradezu alterslos. Sie verhält sich wie ein Teenager, stolpert ahnungslos durch die Geschichte und schwärmt von einem Krieger; gleichzeitig soll sie aber eine Wissenschaftlerin sein.
Wenn man über solche Dinge hinweghören kann, ist das Hörspiel aber unterhaltsam.
Ich fand den Stil durchaus schwierig; hier hat sehr oft die Hand eines Lektors gefehlt. Man merkt, dass der Autor sich selbst produziert hat. Die Sätze sind voller Adjektive, die Dialoge wirken selten so richtig stimmig. Man hätte straffen müssen und gleichzeitig an einigen Stellen die dringend nötige Logik einarbeiten – dann wäre das ein richtig gutes Hörspiel geworden.
Wer sich aber »einfach nur unterhalten« möchte und auch kein Problem mit gedruckter Fantasy-Einheitsware hat – was ich völlig okay finde –, für den könnte »Dragonbound« ein großer Spaß sein. (Und ich werde bei Gelegenheit das zweite Hörspiel in den CD-Player legen ...)
2 Kommentare:
Wer sich bei »Dragonbound« einen ersten akustischen Einblick verschaffen möchte, checke die Internet-Seite der Hörspielserie und lausche:
http://www.dragonbound.de/1-0-Intro.html
Danke für die Rezension. Dass das selbst publiziert ist, wusste ich nicht, erklärt aber tatsächlich das diffuse Gefühl, dass ich bei den Dialogen hatte...
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