Gleich mehrere Menschen sprachen mich in Wolfenbüttel an; sie fanden den Einstieg in meinen Roman »Das blutende Land« zu derb. Den Einstieg kann man seit einiger Zeit im Internet lesen, die Leseprobe steht mit über vierzig Seiten zur Verfügung. »Das ist mutig«, sagte eine Person, während eine andere meinte, damit schlösse ich Leser aus.
»Die Gedärme des Schafs glitzerten im Licht der zwei Monde wie silbrige Würste, ineinander verschlungen und von einer Schicht aus getrocknetem Blut bedeckt.« So lautet der erste Satz meines Romans. Ja, das klingt nicht nett, aber es ist doch auch nicht brutal. Es geht nicht um einen ermordeten oder zerstückelten Menschen, wie man das bei vielen Thrillern heutzutage liest.
Es geht zudem damit weiter, dass ich meine Hauptperson vorstelle: »Sardev starrte in die flache Senke hinunter, auf den Haufen aus totem Fleisch, Blut und Knochen, als habe er noch nie ein geschlachtetes Tier gesehen.« Das finde ich jetzt nicht übermäßig brutal und auch nicht mutig.
Und: »Er sog den metallischen Geruch ein, der aus der Senke drang.« Soweit der erste Absatz des Romans.
Wenige Wochen, bevor mein Fantasy-Roman erscheinen wird, bin ich glatt ein wenig verwirrt. Klar wollte ich mit dem ersten Satz eine »Tonality« vorgeben, wollte damit sagen, dass hier keine lustige Zwergengeschichte kommt. Aber als brutal empfand ich das nicht. Vielleicht deshalb, weil ich auf einem Dorf großgeworden bin, wo man als Junge auch mal mitbekam, wie ein Tier geschlachtet wurde ...
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