»Sie haben also ein Problem mit Ihrem Computer?«, fragte der neue Kollege von der EDV, den ich angerufen hatte.
»Ja«, sagte ich ruhig und schilderte ihm das Problem: Die Kiste fuhr nicht mehr ordentlich hoch. Nach einem Start summte sie eifrig vor sich hin, zeigte irgendwann einen herrlich blauen Bildschirm, und das war's.
»Haben Sie den Computer schon einmal ausgemacht und neu gestartet?« Er klang, als spräche er mit einem kleinen Kind.
Da ich aus Erzählungen wusste, dass es wirklich Kollegen gab, die sich am Computer viel blöder anstellten als ich, blieb ich ruhig. Ich erläuterte ihm, dass ich den Versuch eines Neustarts schon zweimal unternommen hätte – inklusive einer Pause von gut einer Viertelstunde dazwischen, damit die Kiste sich abkühlen konnte.
Er bat mich, einen weiteren Neustart zu versuchen, kurz zu warten und mich dann bei ihm rückzumelden. Ich blieb ruhig, sicherte ihm das zu und startete erneut. Es passierte genau dasselbe wie bei den zwei Versuchen zuvor.
Nachdem ich ihn angerufen und ihm das Ergebnis des dritten Versuchs geschildert hatte, kam er zu mir ins Erdgeschoss. Er betrachtete meinen chaotischen Arbeitsplatz, sagte »lassen Sie sich nicht stören« – was ich angesichts der Tatsache, dass mein wichtigstes Arbeitsgerät nicht ein Bleistift, sondern mein Computer war, ein wenig seltsam fand – und beugte sich dann nach vorne.
Er schaltete den Computer aus. Interessiert schaute er zu, wie der Bildschirm dunkel wurde. Dann drückte er den Einschaltknopf. Interessierte schaute er zu, wie der Computer mit seiner Arbeit begann – und genau das machte, was ich vorher dreimal gesehen hatte. Irgendwann strahlte der Bildschirm wieder blau.
»Sie haben tatsächlich ein Problem mit Ihrem Computer«, sagte der neue Kollege von der EDV dann.
Es hat sich nichts geändert seit Mitte der 80er-Jahre: Wenn einer als »EDV-Experte« arbeitet oder wie immer das heute heißt, geht er davon aus, dass alle anderen zu doof sind, einen Computer richtig an- oder auszuschalten. Das fand ich dann schon wieder lustig ...
6 Kommentare:
Mein lieber Klaus, bzgl. deiner Fähigkeiten, ein Problem zu beschreiben, bist du vermutlich gut im oberen Mittelfeld, aber gut bist du nicht. Bei einem Bluescreen z.B. ist die Fehlermeldung in der zweiten Zeile von oben die Lösung der Probleme, die einem guten Computerhannes sagen kann, woran es hakt und öst. Das heißt: Nicht nur du hast versagt, auch dein EDV-Kollege - wenn er sich denn überhaupt so schimpfen darf - hat auf voller Breite verloren, weil er nicht die Spur einer Ahnung von PC-Arbetisplätzen zu haben scheint.
Ein Versager.
Gruß von mir.
LG My.
Ähm. Wir haben Macs. Da ist ein blauer Bildschirm dann einfach nur blau. Da sieht man sonst nix. Keine Zeile, kein Bild, kein Nix ...
Der EDV-Mann wollte doch nur nicht zugeben, dass er sich mit einem Mac nicht auskennt. :)
Ich tippe mal auf defekten Arbeitsspeicher. Einen »Sad Mac« hattest du aber nicht auf dem Bildschirm, oder? Das wäre dann echt böse.
Lieber Anwender, ich muss dir leider berichten, dass in 99% Prozent der Fälle das Problem vor dem Bildschirm sitzt. Leute erzählen viel, sehen aber vielleicht nicht alles und achten auch nicht auf Details, von daher geht dein Kollege völlig korrekt vor. Das ist als (wenn ich hier wie schreiben würde, dann würde doch auch der Lektor in dir aufstöhnen, obwohl ich mir keiner Schuld bewusst bin), wenn dein Auto nicht mehr anspringt und du einen ADAC-Mann rufst. Der probiert es auch erst mal mit Starten und weiß dann meist was den Auto fehlt, während du selbst nur weißt, dass es nicht geht. Wenn du nicht gerade schrauberaffin bist.
Der einzige Mac den ich kenne schreibt sich etwas anders und hat einen schottisch klingenden Nachnamen. ;-)
Was bin ich froh, dass ich keinen Mac habe, weder privat noch im Büro. Mir reichts schon, wenn die Leute im Büro stundenlang rumochsen, bevor sie's endlich gebacken kriegen! :-)
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