Wenn ich etwas Gutes über die aktuelle Politikerkaste sagen möchte, schaffe ich es immerhin, meine Verachtung für sie auszudrücken. Meist aber sind meine Gefühle viel schlimmer und derber, als dass er nette Begriff der Verachtung zutreffend wäre.
Die meisten Politiker, die ich heute in den Medien wahrnehme, empfinde ich als rückgratlose Leute, die keine Ahnung haben von dem, was sie erzählen. (Wie sonst könnte ein sozialdemokratischer Minister allen Ernstes diesen TTIP-Schwachsinn als sinnvoll betrachten?) Einer der wenigen Politiker, die ich schätzte, ist an diesem Wochenende gestorben: Ich meine Richard von Weizsäcker.
Ich wäre nicht in der Lage, eine Biografie über den Mann zu schreiben. Ich weiß nicht mehr über ihn als das, was in den Medien zu lesen war. Aber er wirkte immer korrekt und intelligent, er hatte eine Meinung, die er in der Öffentlichkeit vertreten konnte, und er ließ nicht den Eindruck aufkommen, er sei ausschließlich eine Marionette von irgendwelchen Lobbyisten.
Selbstverständlich hat seine große Rede vom 8. Mai 1985 einen Grundstein dafür gelegt, dass ich den Mann als so positiv in Erinnerung behalten habe. Sie kam damals auch als Buch heraus, dieses Buch habe ich noch – und ich habe es in den vergangenen dreißig Jahren immer mal wieder in der Hand gehalten.
Diese Rede wird bleiben. Sie bleibt von diesem Politiker übrig, und sie wird ihren Platz in den Geschichtsbüchern behalten. Das ist mehr als das, was man über die meisten anderen Politiker sagen kann.
Und deshalb trauere ich tatsächlich ein wenig um Richard von Weizsäcker – um den Mann, der die »richtigen Worte« fand.
1 Kommentar:
Richard von Weizsäcker ist einer der Namen, die ich mit meiner frühesten Jugend und den 80ern verbinde.
Durch diese frühesten Eindrücke wurde ich mitgeprägt. Auch ich trauere um diesen bedeutenden Mann.
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