Gelegentlich bekomme ich Bewerbungen auf den Tisch, entweder in Papierform oder meist per Mail. Da möchten manche Leute eben bei der PERRY RHODAN-Serie mitschreiben oder ein Cover anfertigen, andere bieten uns gleich einen ganzen Roman an. Das ist meist recht vernünftig, aber manchmal eher skurril.
So bekam ich unlängst die »Initiativbewerbung« eines jungen Mannes, der offensichtlich in einem Seminar gelernt hatte, dass solche Initiativen in den Firmen ganz gern gesehen werden.
Er hatte sich zuvor eine eigene Homepage zugelegt, und von dieser aus schickte er seine Mail los. Selbstverständlich ohne korrekte oder konkrete Ansprechpartner, sondern einfach pauschal an die auf unserer Homepage angegebene Internet-Adresse.
Er sei durch eine "Internetrecherche" auf unser Unternehmen aufmerksam geworden. Und: »... und würde mich freuen meine Kreativität und Flexibilität für Ihren Unternehmenserfolg einsetzen zu können«, schrieb er weiter. Genau das Geblubber, was man wahrscheinlich heute in Seminaren lernt. Die Recherche möchte ich aber sehen, bei der man nicht die konkrete Adresse erfährt ...
Aus den weiteren Dokumenten, die er per Mail mitschickte, erfuhr ich gleich mehrfach, wie flexibel er sei. Er sei eigentlich für jede Stelle brauchbar, sollte das wohl heißen.
An Selbstbewusstsein fehlte es dem jungen Mann also nicht. Ich verzichtete dennoch darauf, ihm gleich ein Job-Angebot zu mailen, sondern schaltete das Ding ebenso unpersönlich ab, wie es mir unpersönlich in die Mailbox geflattert war ... Pech.
3 Kommentare:
Ja, das ist Punk-Rock pur, sich über einen Arbeitslosen lustig machen, der auf der Suche nach einer Stelle ist. Auf das es dir auch mal so geht.
Ob das Punkrock ist, bezweifle ich mal. Dass jemand sich um einen Job bemüht, ist absolut korrekt: Dass er diese Jobsuche in bestem FDP-Deutsch mit allen möglichen Worthülsen machte, darüber werde ich mich lustig machen dürfen ...
Ich finde, Du vergisst dabei aber, vom wem diese "Seminare" veranstaltet werden - in der Regel macht das der jeweilige Träger (z.B. ArGe, IHK, im schlechtesten Fall teure Coaching-Agenturen) in Zusammenarbeit mit hiesigen mittelständischen Unternehmen. Soll heissen: die "Worthülsen" wachsen oftmals auf dem Mist der späteren Adressaten - die sich dann wiederum munter über ewiggleiche, aussagelose Bewerbungen beschweren und sich "aus der Masse herausragende" Anschreiben wünschen, selbst wenn's nur um 'nen Aushilfsjob im Lager geht...
Ich musste mich zwar zum Glück schon lange nicht mehr bewerben, war aber immer recht froh, wenn meine schriftliche 08/15-Bewerbung zu 'nem persönlichen Gespräch geführt hat - sich in schriftlicher Form gut zu verkaufen liegt halt nicht jedem. Zudem reagierst Du selbst ja auch reichlich unsouverän, oder hast Du dem "jungen Mann" wenigstens geantwortet? Weiss er jetzt, dass seine Bewerbung scheisse war, und warum?
Ach, sorry... geht mich eigentlich gar nix an, aber ich hatte gerade Zeit und lese hier ganz gerne mit, weil ich schon "früher" dein Egozine mochte...
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