16 Januar 2010

Die gute olle Patti

Patti Smith gilt gerne als eine der Vorreiterinnen des Punk, eine Auszeichnung, die ich nicht so richtig verstehe. Mag sein, dass sie in den 70er Jahren mit den Leuten herumhing, die später Punk und New Wave machten – aber ihre Musik hat damit nicht sonderlich viel zu tun. Das merkt man deutlich an ihrer Platte »Easter«, die ich dieser Tage mal wieder anhörte.

Okay, die kam auch erst 1978 raus, zu einem Zeitpunkt, als Punk und Wave schon richtig ins Laufen gekommen waren; als die Frau drei Jahre davor die erste Platte raushaute und ihre Gedichte mal so richtig vertonte, war das wahrscheinlich schon einflussreich. »Easter« ist aber nichts anderes als eine gute Rock-Langspielplatte.

»Easter« war damals kommerziell erfolgreich, und das Stück »Because The Night« war für viele Jahre das absolut einzige, was ich von Patti Smith kannte. Dass es in Wirklichkeit von Bruce Springsteen stammte, war mir damals nicht bewusst, stark fand ich es trotzdem. Auch andere Stücke auf der Platte sind ziemlich klasse: »Rock'n'Roll Nigger« ist zynisch und rotzig zugleich, Stücke wie »we three« kommen melancholisch daher.

Gelegentlich sieht man Patti Smith im Fernsehen, dann wird sie meist zu den 70er Jahren und zu Punk befragt. Um ihre Gedichte geht es selten, um andere Themen auch kaum. Irgendwie schon tragisch, wenn man auf eine Rolle festgelegt wird, die man einem auch noch zuschreibt.

Wer »Easter« auf einem Flohmarkt oder im Secondhand-Laden findet, kann übrigens getrost zuschlagen. Das ist kein Punk, aber gute Rockmusik. Okay, das ist schon mal was wert ...

Und da sich das Ding Ende der 70er Jahre gut verkauft hat, dürfte es noch gut zu kriegen sein. (Ich habe eine schon angekratzte französische Pressung, auf der noch der Aufkleber eines Plattenladens namens »d'Orelli« in Mulhouse/Mühlhausen zu sehen ist.)

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