Ich wusste nicht so recht, was mich erwartete, als ich den Roman »Punked« kaufte. Yasmin Sibai ist und war mir nicht persönlich bekannt. Sie hatte in den späten 80er- und in den 90er-Jahren bei der Band Geteilte Köpfe gespielt, die ich zweimal live gesehen hatte und von der ich eine Platte besitze. Die Kombination aus Titel und Autorin machte mich neugierig.
Der Roman erwies sich als eine ziemliche Achterbahnfahrt, gut geschrieben und sehr abwechslungsreich, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die auftretenden Figuren lernen sich alle in der Punk-Szene von Hannover kennen, Ende der 80er-Jahre und in den 90er-Jahren; man spielt in Bands zusammen, man konsumiert Drogen, man versucht, sich auf verschiedene Weise durchzuschlagen.
Tatsächlich macht der Punk- und Hardcore-Hintergrund einen großen Reiz des Romans aus. Keine Ahnung, wie Leser das empfinden werden, die noch nie von den Bad Brains oder von den Wipers gehört haben. Ständig wird Musik zitiert, immer wieder gibt es Verweise auf Bands; Songtexte sind zwischen die einzelnen Kapitel gestellt. Wobei der Punk, um den es hier geht, sehr amerikanisch ist, häufig mit den Einflüssen, die mir damals zu verkopft waren oder die unsereins als JazzCore bezeichnete. (Ich sag‘ nur: Minutemen.)
Aber gut: Die Punk-Szene bildet den Hintergrund. Die eigentliche Geschichte hat mit dem seltsamen Tod eines ehemaligen Punkrockers zu tun, der angeblich an einer Überdosis gestorben ist. Als seine ehemalige Freundin – ich denke, da hat sich die Autorin selbst »verarbeitet« – auf die Idee kommt, ein wenig nachzuforschen, rutscht sie in eine gefährliche Szenerie hinein. Irgendwann geht's um Drogen und andere alte Geschichten, und Leute werden umgebracht.
Das letzte Drittel des Romans ist ein Thriller, dessen Handlung von Berlin nach Polen und zurückführt, bei dem es ordentlich zur Sache geht und den ich dann kaum noch aus der Hand legen konnte. Das ist alles ziemlich rasant; die Autorin bietet dabei haufenweise an spannenden Szenen auf. Die Begegnung mit Hackern in Polen hat etwas von Geheimdienstroman, der Abschluss bietet eine Verfolgungsjagd bis in die Niederlande.
»Punked« ist ein Roman, den ich nicht seriös beurteilen kann. Zu stark ist halt der Punk-Zusammenhang für mich. Der Roman ist aber darüber hinaus mitreißend, in einem modernen Stil erzählt und super-unterhaltsam. Wer eine neue Autorin kennenlernen möchte, die eine ungewöhnliche Geschichte zu erzählen hat, sollte »Punked« antesten.
1 Kommentar:
Weitere Informationen zu dem spannenden Roman »Punked« gibt’s auf der Internet-Seite der Frankfurter Verlagsanstalt – hier:
https://www.fva.de/Rightslist/PUNKED.html
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